Blank & Jones: Relax – jazzed
Jazz, so die faszinierend pointierte These der Ärzte, sei anders; anders als, nun, als was? Auf eine Erklärung wartet man bis heute, den entsprechenden Beweis für diese Aussage treten nun Blank & Jones an. Die umtriebigen Trance-Urgesteine, die neben Eigenproduktionen mit ihren „so80s“-Compilations und den Arbeiten für Sandra unheimlich erfolgreich und präsent sind, erfreuen sich insbesondere mit ihrer „Relax“-Reihe großer Beliebtheit. So schaffte es die aktuelle siebte Auflage in diesem Jahr sogar auf Platz 12 in den Albumcharts. Hier schließt sich nun der Kreis: Für die Spezialausgabe „Relax – jazzed“ ließen Piet Blank und Jaspa Jones Jazz-Versionen ihrer eigenen Klassiker durch die Brüder Julian und Roman Wasserfuhr erarbeiten.
Für die Aufnahmen luden sich Trompeter Julian und Multi-Instrumentalist sowie Arrangeur Roman Wasserfuhr den deutschen Jazzgitarristen Bruno Müller ins Studio ein, seinerseits Stammgast bei den „Relax“-Sessions von Blank & Jones. Auf Vocals wurde weitestgehend verzichtet, einzig „Flying To The Moon“ wird von David Rynkowski (Sänger des Brüdertrios Herr Rynkowski) intoniert. Der entspannte, stark reduzierte, losgelöste Jazz-Vibe des schlichten aber weiträumigen instrumentierten Remakes harmoniert gut mit dem Gesang und zählt zu den großen Highlights dieses Projekts. Freilich erkennt man das Original nur in seinen Grundzügen. Die Melodie findet sich in Julian Wasserfuhrs Trompetenspiel am ehesten wieder, getragen von ein wenig Improvisation und musikalischem Freigeist.
Hieran werden sich wohl auch die Geister scheiden: Die Idee, eine Platte mit jenem Sound, „der an den Wochenenden in den Cafés von New York zu hören ist“ (Zitat Presse-Aussendung), aufzunehmen, verträgt sich wohl nur bedingt mit jenen Fans, die die Originale schätzen. Was bei „Relax (Your Mind)“ der Vorlage sogar recht nahe kommt, ist an anderer Stelle nicht immer sofort zu erkennen. So fehlt natürlich die ikonische Stimme einer Elles de Graaf in „Mind Of The Wonderful“, und doch hat diese Darbietung ihren Reiz, nimmt den acht Jahre alten Song ganz locker auf und schneidert daraus eine gleichermaßen unbeschwerte wie nachdenkliche, zuweilen sogar melancholische Darbietung. Zwei Herzen wohnen, ach!, in dieser Brust, die variierenden Stimmungen stehen einander gegenüber und harmonieren eben doch.
„Relax – jazzed“ bietet zwei entscheidende Möglichkeiten: Einerseits können Fans der ruhigeren Blank & Jones-Klänge, die zuvor möglicherweise vor jazzigen Klängen zurückscheuten, einen Einblick in dieses weitreichende Genre gewinnen, während andererseits Jazz-Fans gerade auf die „Relax“-Serie zusteuern könnten. Es bedarf freilich einer gewissen Offenheit von beiden Seiten, sich auf dieses spezielle und doch reizvolle Projekt einzulassen. „Closer To Me“ und „Lazy Life“, um nur zwei Beispiele zu nennen, gehen durchaus unter die Haut. Am besten funktionieren die Wasserfuhr-Variation aber auf Albumlänge, in einem Durchgang, ohne Unterbrechung, ausgestattet mit einem Gläschen Rotwein und einem guten Buch; eben der perfekte Soundtrack für einen ruhigen Nachmittag.
Relax: jazzed
VÖ: 23.11.2012
Soundcolours (Soulfood Music)
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