Three Chord Society – Days Of Grace

Three Chord Society

Einfach mal weit aus dem Fenster lehnen und auf die Kacke hauen: Kaum eine deutsche Band versteht sich aktuell so gut auf eingängigen Punk Rock wie Three Chord Society. Das klingt zunächst einmal mutig, zumal das Quintett aus Bad Segeberg keine großen Hallen ausverkauft und sich nicht in den Verkaufscharts tummelt, aber musikalische Klasse, das gilt es noch einmal gesondert hervorzuheben, manifestiert sich eben nicht in Medienpräsenz und abgesetzten Platten. Auf „Sanguinity“ folgt, nur 21 Monate später, „Days Of Grace“, ein deutlich ernsteres, nach eigenen Angaben ‚erwachseneres‘ Album. Gehen mit der Unbeschwertheit etwa auch die Hits von Bord?

Von wegen! Three Chord Society klingen besser denn je, gerade weil ihre neue Platte wie eine geschlossene Einheit präsentiert wird. „Inhale“ und „Exhale“ dienen als Intro bzw. Outro und lassen ein Herz schlagen; ein Herz, das nach wie vor für guten Punk schlägt, nur eben mitten im Leben steht, dabei aber – glücklicherweise! – nichts mit RTL zu tun hat. „Siren Call“ und die erste Single „Into The Wild“ verstehen sich als Kampfansagen, mit denen sich das Quintett in die große, weite Welt stürzt und tatsächlich Gefangene nimmt. Dafür hat man schließlich unverschämt eingängige Refrains am Start, unterbrochen durch kurze Momente des Innehaltens.

Nicht nur die Songtitel symbolisieren, dass die rosarote Brille längst beiseite gelegt wurde: „Bullshit Boulevard“, „The Flipside“ und „Procrastinate And Die“ sprechen eine deutliche Sprache. Gerade wenn Ben Braun in ersterem Song so schön knurrt, seine Stimmbänder mit einer fetten Portion Rotz und Abneigung streckt, machen Three Chord Society so richtig Laune. Und die Hits, natürlich! „Ad Nauseam“ macht als leicht melancholische Hymne einiges her, egal ob sich die Strophen nun zu überschlagen drohen. An die düstere Note von „On The Brink“ muss man sich hingegen gewöhnen, wobei der Dreck den Bad Segebergern ebenso gut zu Gesicht steht wie der hymnische Midtempo-Rock des Titeltracks.

Einzig mit „Settle For The Storm“ hat man sich keinen Gefallen getan. Das Arrangement wirkt verschleppt, die Vocals eine Spur schief, das Auftreten ein wirklich verwirrend. Ob man sich hiermit von Thrice standesgemäß verabschieden wollte, ist nicht bekannt. Es bleibt der einzige Ausrutscher einer ansonsten durch die Bank starken Platte. Die an manchen Stellen hinzu gemischte, dezent melancholische Note steht „Days Of Grace“ gut zu Gesicht, lässt es tatsächlich erwachsener und ausgewogener klingen. Um noch einen rauszuhauen: Das hier ist das bislang stärkste Three Chord Society-Album. Davon gerne mehr.

VÖ: 02.11.2012
141records (New Music Distribution)

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