Mando Diao – Strövtåg i hembygden
Nach dem Durchbruch ist vor dem Durchbruch, dachten sich wohl auch Mando Diao. „Dance With Somebody“ schwebt noch im Hintergrund mit, die kleine Bandpause, die mit Caligola und der Top-2-Single „Forgive Forget“ überaus erfolgreich überbrückt wurde, ist ebenso passé. Um sich von jeglichem Erfolgsdruck zu befreien, nahmen die Schweden „Infruset“ (dt. „gefroren“) auf. Hier vertonen Mando Diao Gedichte Gustaf Frödings, natürlich in schwedischer Sprache. Mit charttauglicher Mucke darf man somit nicht rechnen, dafür mit einer faszinierenden Entdeckungsreise durch das Werk eines der wichtigsten schwedischen Dichter. Begonnen wird die Reise mit der Download-Single „Strövtåg i hembygden“ (dt. „Durch die Heimat spazieren“).
Getragen von einer verträumten Akustik-Gitarre, setzen Drums und ein wenig Percussion ein, trägt Björn Dixgård im Alleingang die Verse des berühmten Dichters vor, der nach langer Zeit in seine Heimat zurückkehrt und durch die sommerlichen Wälder schlendert. Dort findet er die Farm seines Vaters bis auf die Grundmauern niedergerissen und sinniert über Vergangenheit und Vergänglichkeit. Passend zu diesem Spagat aus trügerischer Naturromantik und drückender Melancholie setzen Streicher ein, die dem Song einen bittersüßen Anstrich verleihen, das Drama des Protagonisten auf Geige und Violine umlegen. Einen wirklichen Refrain gibt es nicht, dafür singt Dixgård jede zweite Strophe ein wenig lauter, hingebungsvoller, intensiver und packender. Ein langes, ebenso verträumtes Outro rundet diese vier Minuten etatmäßig ab.
„Es fühlt sich gut an, Musik weit weg vom ‚Crazy Frog‘ zu komponieren und sich mit anspruchsvollen Texten zu befassen, die mehr als 100 Jahre alt sind. Fantastisch!“, gibt Gustaf Norén zu Protokoll und trifft damit den Nagel auf den Kopf. Charterfolge darf man sich von Single und Album zumindest im deutschsprachigen Raum keine erwarten, auch wenn es in der Heimat wohl besser laufen dürfte. „Infruset“ (und „Strövtåg i hembygden“ als Vorbote) motivieren jedoch zur Auseinandersetzung mit Frödings Werk und der faszinierenden schwedischen Sprache. Selbst wenn man kein Wort versteht, darf man eine verträumte, faszinierende kleine Ballade mit starken Vocals genießen – zwar nur der halbe Spaß, aber auch für sich durchaus reizvoll.
VÖ: 26.10.2012 (DL-Single)
Musica De La Santa / Vertigo Berlin (Universal Music)
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