From Constant Visions – Tristeria
Scheinbar aus dem Nichts tauchten vor zwei Jahren From Constant Visions aus München mit ihrem Debütalbum „Feast With The Beast“ auf und wussten mit ihrem überaus internationalen Sound zwischen Billy Talent, Papa Roach, Metallica, Emil Bulls und 80s-Rock zu begeistern. Seither war man fleißig auf Tour und hat Erfahrung gesammelt – Erfahrung, die sich nun positiv niederschlägt. Ihr neues, durch Crowdfunding finanziertes Album „Tristeria“, für das man bei Bullet Records anheuerte, klingt noch einen Tacken mächtiger, eingängiger und wahnwitziger als sein Vorgänger.
Nach einem kurzen Intro geht „Searching The Firegods“ direkt in die Vollen mit einer herzhaften 80s-Referenz und modernem Metal mit Thrash-Schlagseite, den man so am ehesten von Trivium kennt. Es soll jedoch nur ein kurzes Intermezzo bleiben, denn schnell entwickelt sich aus diesen bärbeißigen ersten Sekunden eine hochgradig eingängige Hymne mit aggressiver Note, wie man das von From Constant Visions bereits bestens kennt. In diesem Feld fühlt man sich besonders wohl, erinnert in den Strophen von „Deadend Kids“ zuweilen schon mal an Metallica (auch wenn die Gangshouts gen Hardcore drängen) und fährt für „Blood On My Wheels“ die volle Mötley Crüe-Batterie auf, die sich neben Fozzy hörbar wohl fühlt.
In einem seltenen ruhigen Moment tritt Lea Steffen auf, die als Gastsängerin das rührselige „We Ride A Palehorse“ mit ihren butterweichen Vocals ungemein bereichert und dabei besonders gut mit Alex Andronikos harmoniert. Das Duett bleibt die Ausnahme, aber auch so machen From Constant Visions Dampf. „We Could Be Giants“ fährt 80s-Gitarren-Salven auf und stellt sie neben einen fetten Post-Hardcore-Mittelfinger, der ein wenig an die längst verblichenen Alexisonfire erinnert. Ebenfalls stylish: „Silver City“, eine dynamische, abwechslungsreiche Hymne von über fünf Minuten Spielzeit, die zwischen brutalem Hardcore-Breakdown und harmonischem Schlusschor alle Stückchen spielt.
Im Vergleich zum Debüt wirkt „Tristeria“ weitaus weniger überladen, direkter, sortierter und pointierter. Manche Tracks entfalten ihre Qualitäten erst nach mehreren Durchläufen, wie zum Beispiel die melodische, moderne Metal-Hymne „King“, die sich einbrennt, zu einem wahren Highlight des aktuellen Albums entwickelt. Auch wenn sich gewisse Strukturen wiederholen (80s-Gitarren, dezent gesetzte Thrash-Elemente), nach einem Durchhänger sucht man vergebens. Stattdessen bietet die zweite From Constant Visions-Platte durchgehend gute Unterhaltung auf hohem Niveau. Den Geheimtippstatus sollten die Münchner mit „Tristeria“ eigentlich los sein.
VÖ: 02.11.2012
Bullet Records (Soulfood Music)
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