Everything Everything – Cough Cough
Auch ohne Chartplatzierungen und Monster-Tourneen haben sich Everything Everything einen Ruf als Kritikerlieblinge erspielt. 2010 fanden sie sich auf der prestigeträchtigen „BBC Sound of“-Longlist wieder, ihr Debütalbum „Man Alive“ schaffte es in der britischen Heimat in die Top 20 und wurde obendrein für einen Mercury Prize nominiert. Davon ist das Quartett aus Manchester hierzulande zwar meilenweit entfernt, was jedoch den Genuss ihrer Musik nicht einschränken soll. Das zweite Album „Arc“ soll im Januar 2013 erscheinen, die vorgeschickte Download-Single „Cough Cough“ lässt die Vorfeude an die Decke schnellen.
Was zunächst wie eine Persiflage auf sämtliche gängigen, kontemporären Urban Dance-Klischees klingt – gerade das Mantra-artig wiederholte „cough cough“ scheint vornehmlich der Irritation zu dienen – wird durch die Falsett-Backings und den druckvollen Percussion-Einsatz nach und nach zu einem patenten Track jenseits jeglicher gängigen Genre-Grenzen. Die Bassline wirkt brachial, fährt durch Mark und Bein, auch die hektische Bridge mit dem steten „I’m coming alive“ verwirrt ein wenig, speziell durch die Hinzunahme einer sperrigen, hektischen Synthi. Erst im Refrain wird es lichter, das Arrangement wird geordnet, die Gitarrenpop-Einflüsse verleihen dem Track eine verspielte, eingängige Atmosphäre mit schwachen, dennoch angenehm präsenten Math-Untertönen. Erst die nachdenkliche Electro-Pop-Middle-8 lässt erstmals durchatmen. Dieses kurze Innehalten kommt gerade recht vor dem letzten Refrain und dem donnernden, eindrucksvollen Percussion-Outro.
Gerade der entspannte Refrain zwischen Indie Rock und Electro-Pop erinnert ein wenig an Delphic und die Klaxons, der Rest bietet feinsten, leicht verstörenden Indielectro-Sound mit Math-Sprengseln und, so verstörend manche Passage auch anmuten mag, maximaler Eingängigkeit, auch wenn man diese nicht sofort erkennen mag. Das dazugehörige Video mit den überdimensionalen Pauken macht einiges her, auch am soliden Remix-Paket kann man letztlich wenig aussetzen. „Cough Cough“ ist angenehm anders, sehr sperrig und doch ein kleiner Indie-Hit. Klingt komisch, funktioniert aber.
VÖ: 12.10.2012 (DL-Single)
RCA Records (Sony Music)
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