The Heavy – The Glorious Dead
Werbespots, Fernsehserien, Film-Soundtracks – „How You Like Me Now?“ ist auch drei Jahre nach Release omnipräsent. The Heavy aus Bath aber auf diesen einen Song aus ihrem zweiten Album „The House That Dirt Built“ zu reduzieren, wäre fatal. Nicht nur, dass man mit der eingängigen, eigenwilligen Mischung aus Rock, Soul, RnB und Funk nach wie vor eine Ausnahmestellung im Musikzirkus einnimmt, starke Songs hat das Quartett en masse im Gepäck. Mehr davon gibt es nun auf „The Glorious Dead“, das Album nach dem großen Aufmerksamkeits-Boom. Von ‚playing it safe‘ hält man jedoch nichts.
Einen weiteren Übersong sucht man vergebens, begegnet dafür dem vielleicht attraktivsten Anfangs-Quartett des Jahres. „Can’t Play Dead“ eröffnet das dritte The Heavy-Album als schwülstiger 70s Soul-Rock-Soundtrack zu einem noch nicht gedrehten Film. Der Schweiß tropft förmlich von der Decke, angetrieben durch Swabys bissigen, pumpenden Gesang und einen stoischen Basslauf. „Curse Me Good“ hingegen passt sich Motown-Radio-Klängen an mit sanftem RnB, einer Prise Frühling und viel Gefühl. Die Single „What Makes A Good Man?“ salutiert mit ihrem mächtigen Basslauf ein wenig gen Kasabian, wird aber vom Chor zurück in deutlich souligere Gefilde gebeamt und geht von der ersten Sekunde an in die Beine. „Big Bad Wolf“ hingegen kreuzt Funk mit obskuren Synthi-Klängen und Wolfsgeheul, das an Screamin‘ Jay Hawkins erinnert.
Noch dabei? Die wilde Jagd geht weiter, wenn auch nicht mehr ganz so spektakulär. Für „Just My Luck“ packen The Heavy ein schwer verzerrtes Riff aus, das an „Heartbreaker“ von Led Zeppelin erinnert, „Blood Dirt Love Stop“ entpuppt sich als schwülstige Soul-Ballade und „Same Ol'“ stattet RnB-Rock-Bombast mit latentem Wahnsinn aus, der die längst untergetauchten Maktub in Erinnerung ruft. Die Positionen zwischen diesen elektrisierenden Leckerbissen füllen die Briten mit solidem, unauffälligen Material, nur um sich nach 39 Minuten Spielzeit viel zu schnell schon wieder zu verabschieden. Einen großen Hit sucht man auf „The Glorious Dead“ vergebens, bekommt dafür aber leidenschaftlichen Soul-Rock mit Crossover-Potential geliefert, perfekt für weitere Soundtracks, Radiostationen und Schlafzimmer-Aktivitäten mit Niveau. Luft nach oben lassen The Heavy mit Sicherheit erkennen.
VÖ: 31.08.2012
Counter Records / Ninja Tune (Rough Trade Distribution)
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