Animal Kingdom – The Looking Away
TV-Unterstützung, ein wenig internationale Hype-Presse und ein Haufen guter Songs – besser könnten die Vorzeichen für das Debütalbum von Animal Kingdom kaum sein. Gut, eine Chart-Platzierung für die heftig beworbene, unheimlich sympathische Spätsommer-Single „Strange Attractor“ wäre nett gewesen, aber auch ohne ein derartiges Erfolgserlebnis wissen sich die drei Briten zu behaupten. Im weitläufigen Indie Pop/Rock-Feld beackern sie ein breites Feld, wurden unter anderem mit M83, Keane und Coldplay verglichen. Dass an diesem durchaus prominenten Namedropping etwas dran ist, beweist ihr zweites Album „The Looking Away“, das nun auch in Deutschland erscheint.
Besagtes „Strange Attractor“, an dritter Stelle des Albums platziert, zählt zu den rockigsten Momenten des Zweitlings, lebt von seinem hymnischen Gitarren und luftig leichter Atmosphäre. Unbeschwertheit, verschmitzter Refrain, witziger Basslauf – eigentlich kennt man das Rezept bereits, gibt sich diesem aber gerne wieder hin. Wer auf Gitarren steht, wird vor allem in der zweiten Albumhälfte fündig. „Everything At Once“ überrascht mit eigenwilliger Dynamik, die auch auf den letzten beiden Radiohead-Werken funktioniert hätte, „Alone Together“ hat tatsächlich so etwas wie einen kleinen Coldplay-Moment zu bieten und „The Art Of Tuning Out“ geht ordentlich nach vorne mit typischem Britpop-Habitus; könnte auch eine zukünftige Single sein.
Aber auch die ruhigeren Songs funktionieren. „Get Away With It“ klingt ein wenig nach Gypsy & The Cat im Disco-Kaleidoskop, würde im kommenden Frühjahr als Single hervorragend funktionieren. Highlight des Albums ist allerdings „Straw Man“, eine fünfeinhalb Minuten lange Ballade zwischen Keane und Sigur Rós, gespickt mit leicht folkiger Piano-Magie und einem Gefühl der Zeitlosigkeit, wie es aktuell auch Daughter verkörpern. So klingt Musik, zu der man träumen kann. Ein Hauch Füllmaterial hat sich auch eingeschlichen, das jedoch kaum ins Gewicht fällt, das Album auf gewisse Art und Weise zusammenhält.
Einen Kreativitätspreis werden Animal Kingdom für „The Looking Away“ mit Sicherheit nicht gewinnen, denn diese luftig leichte, gelegentlich gitarrenlastige Indie Pop/Rock-Melange kennt (und liebt) man, gerade aufgrund ihrer britischen, erfrischend unkomplizierten Prägung. Obendrein stehen in „Strange Attractor“, „Get Away With It“, „The Art Of Tuning Out“ und vor allem „Straw Man“ vier Übersongs zu Buche, die auch gelegentliche Schwächen zwischen diesen mächtigen Eckpfeilern einigermaßen tilgen. Für kurzweilige Unterhaltung ist das zweite Album der North Londoner auf jeden Fall bestens geeignet.
VÖ: 14.09.2012
Vertigo Berlin (Universal Music)
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