Zen Zebra – awaystation
Seit Jahren touren Zen Zebra durch die Lande und reißen fleißig Konzertsäle ein. Spätestens seit der gemeinsamen Tour mit Blackmail Anfang 2012 hat man die Leipziger auf dem Notizzettel. Es verwundert kaum, dass Kurt Ebelhäuser, Mastermind der Live-Mitstreiter, das Debütalbum „awaystation“ mit dem obligatorischen Wumms veredelte. Auch die Labelsuche hat so ein Ende gefunden, denn Blackmail selbst nahmen Zen Zebra beim hauseigenen 45 Records, das eigentlich nur für eigene Releases gedacht war, unter Vertrag. Man kann ihnen für diesen noblen Schritt, der sich angesichts der Qualität des Zebra-Einstands wohl aufgedrängt haben muss, nicht oft genug danken.
Mit ordentlich Punch und einem wütend röhrenden Marv Endt gehen Zen Zebra in die Vollen, sprinten durch den mächtigen Opener „Butterfly Skin“, vergessen aber dankenswerterweise nicht darauf, im Refrain kurz inne zu halten und einzelne Melodien einzuflechten. Die längst verblichenen Escapado lassen grüßen, auch Thrice und Thursday prosten kurz zu. Währenddessen läuft schon „The Hypnagogic State“, ein deutlich ruhigeres, geradezu nachdenklicheres Intermezzo mit viel Gefühl. Gerade die kurzen Passagen des Innehaltens kommen gut, erinnern in ihrer Dynamik an Days In Grief (schon wieder verblichene Helden, immer noch schmerzlich vermisst). In einer ähnlichen Liga spielt „This Song Could Bear All Your Names“ mit seinem semi-balladesken Aufbau und dem bittersüßen Schmerz von „Showbiz“, dem Debütalbum von Muse.
Es ist nicht das einzige Mal, dass die mittlerweile zu Stadion-Rockern mutierten Briten auf Besuch kommen. Auch in „Will“ schimmert ihr Frühwerk durch, dazu klingen gewisse Harmonien in „For The Heart Is An Organ Of Fire“ nach Matthew Bellamy. Copycats sind hier aber nicht am Werk; viel mehr bauen Zen Zebra vertraut wirkende Zitate in ihren Sound ein, um kleine Widerhäkchen zu setzen, um monumentaler zu klingen. Und brachialer, was beispielsweise auf das fiese „Lake Lauer“ zutrifft, ein wütendes Bollwerk mit feinen Screams. Der Rausschmeißer „Oceans“ hingegen klingt nach Fernweh, nach Gute-Nacht-Hymne bei Festivals, nach einer Huldigung an den großen Alternative-Rock-God. Mehr Melodie, mehr Power, mehr Hamonie geht nicht – eine Urgewalt von Song.
Langweilig wird einem auf „awaystation“ sowieso nicht. 45 Minuten lang liefern Zen Zebra eine fein säuberlich aufgelegte, hochgradig melodische Schlachtplatte mit Hardcore-Einflüssen, mächtig Rock und einem Händchen für intensive Refrains. Schönheitsfehler gibt es kaum, Füllmaterial ebenso wenig, dafür Powerhouse auf Powerhouse. Selbst die ruhigen Momente machen Spaß. „awaystation“ ist ein mehr als unterhaltsames Debütalbum, das eigentlich nach echten Veteranen klingt, nach Puzzle spielen für Fortgeschrittene. Zen Zebra: ein Name, den man sich merken muss.
VÖ: 24.08.2012
45 Records (Soulfood Music)
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