Max Herre – Hallo Welt!

Max Herre

Mit gemischten Gefühlen wurde „Ein geschenkter Tag“, Max Herres Ausflug in Singer/Songwriter-Gefilde, aufgenommen. Die Songs waren gut, die Fans hatten sich wohl etwas anderes erwartet. Somit verwundert es nur bedingt, dass der Freundeskreis-Mitbegründer nun zum HipHop zurückkehrt, obwohl es, wie er auf seinem neuen Album rappt, nicht heißt, dass er nie wieder singen wird. Entsprechend ist „Hallo Welt!“ als weitere Etappe im bewegten Musikerleben Herres zu sehen. Für sein drittes Soloalbum stellt er sich in die Tradition des Pirate Radio und stellt eine regelrechte Armada an Gastmusikern auf.

Dabei hat die erste Single „Wolke 7“, verdientermaßen in die deutschen Top 10 eingestiegen, nicht zu viel versprochen. Der nachdenkliche, balladeske Track, der vor allem von Philipp Poisels unwiderstehlichem Refrain lebt, repräsentiert eine von vielen Facetten dieser Platte, entpuppt sich als echter Grower, geht unter die Haut. In diese Kategorie fällt auch „Vida“, ein Track für Herres Tochter, abermals sauber gerappt, abermals von einem Gast profitierend. „I Need A Dollar“-Sänger Aloe Blacc singt den bewegenden Chorus, blüht aber vor allem in der kurzen Middle 8 auf, in der er beseeltes Charisma ausspielen kann. Sein zweiter Gastbeitrag hingegen bleibt unter ferner Liefen.

Für Abwechslung ist gesorgt. „Aufruhr (Freedom Time)“ widmet sich dem Arabischen Frühling und zeigt Max Herre in textender Hochform. Patrice und Fetsum veredeln diese potentielle Single. In „Einstürzen Neubauen“ wird der alten Schule gehuldigt, angefeuert durch einen gewohnt energischen Samy Deluxe. „Fühlt sich wie fliegen an“ mit Cro und Clueso schielt ein wenig gen Singer/Songwriter und schlägt die Brücke zu „Ein geschenkter Tag“, dazu kommen Tracks wie „Solang“ (mit Tua) und der mächtige „KAHEDI Dub“ (mit Marteria), die mit Old School-Flair und messerscharfen Raps glänzen. Gerade Marterias Beitrag glänzt mit jenem Biss und jener Lässigkeit, die die Marsimoto-Platte „Grüner Samt“ zuletzt vermissen ließ.

Die letzten vier Tracks trüben den Gesamteindruck jedoch nachhaltig. „Berlin – Tel Aviv“ ist zwar textlich erste Liga, langweilt aber gnadenlos. „So wundervoll“ und „Nicht vorbei (bis es vorbei ist)“ gehen mit ihren prominenten Samples baden, während „Rap ist“ zwar stellenweise Old-School-Flair verbreiten kann, spätestens mit Megalohs Einsatz aber ebenso absäuft. „Hallo Welt!“ ist somit insgesamt zu lang, aber immerhin wurden die Schwachstellen ans Ende des Albums gepackt. Was sich davor abspielt, macht durchaus Laune und stellt eindrucksvoll unter Beweis, warum man den Rapper Max Herre zuletzt vermisst hat. Zu viele Köche verderben nicht unbedingt den Brei; ohne Ausschussware hätte dieses dritte Soloalbum aber durchaus Klassikerpotential gehabt.

VÖ: 24.08.2012
Nesola (Universal Music)

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