Gossip – Move In The Right Direction
Seit mittlerweile drei Jahren ist die dreiköpfige US-amerikanische Band Gossip vor allem bei uns dick im Geschäft – und das ist ganz und gar nicht despektierlich gegenüber Frontfrau Beth Ditto gemeint. Während sie in ihrer Heimat oder in Großbritannien eher nur eine Nebenrolle in den Charts spielen und lediglich mit früheren Werken wie „Standing In The Way Of Control“ 2006 punkten konnten, sind sie besonders in Deutschland seit ihrem Brett „Heavy Cross“ aus dem Jahr 2009 gefragter denn je. Auch das im Mai veröffentlichte neue Album „A Joyful Noise“ konnte mit Leichtigkeit an den Erfolg des Vorgängers „Music For Men“ anknüpfen. Nach der fast schon melancholischen ersten Single „Perfect World“ lassen es die drei Herrschaften aus Arkansas und Washington mit dem Nachfolger „Move In The Right Direction“ wieder mehr krachen, wobei unerwartet spannende Stilbrüche ausbleiben.
Schon in der Anfangsphase wird Dittos Leidenschaft für die Discomusik der 80er Jahre deutlich, die sie bereits auf ihrer 2011 veröffentlichten Solo-EP ausgelebt hat. Der Song steigt mit einem elektronischen Mix aus Gitarren und Drums ein, ehe die rhythmische erste Strophe durch das kraftvolle wie zerbrechlich wirkende Organ der vollschlanken Chanteuse vorgetragen wird. Der Fokus liegt, im Gegensatz zu anderen Titeln wie „Pop Goes The World“ oder „Men In Love“, diesmal voll und ganz auf Eingängigkeit und Radioaffinität, was an sich nicht unbedingt von Nachteil sein muss. Vom etwas spannungsarmen Refrain, der fließend aus den Strophen hervorgeht, hätte man jedoch noch ein Fünkchen mehr erwartet. Auf eine stimmliche Explosion wartet man vergeblich, wenngleich die Ohrwurmgefahr besonders in der zweiten Hälfte drastisch zunimmt. Im Mittelteil hält man kurz inne und lauscht der fast schon zuckersüßen Stimmfarbe Dittos, die von einer Kämpfernatur singt, die sich ihren Ängsten gestellt hat und nun in eine positive Zukunft schaut. All das wird im finalen Chorus noch einmal souverän rübergebracht, wobei auch hier aufgrund des instrumentalen Endparts ein Stück Potenzial verschenkt wurde.
Vom Schema her orientiert sich „Move In The Right Direction“ am ehesten an der ebenfalls tanzbaren Ohrwurm-Single „Love Long Distance“ aus dem Vorgänger-Album. Allerdings werden eingefleischte Fans hier wohl die wilde, durchgedrehte Soundstruktur mit einer die verschiedenen Tonleitern verprügelnden Beth Ditto vermissen. Der Song kommt insgesamt, salopp gesagt, nicht so recht aus dem Quark und hinterlässt im Endeffekt zwar eine saubere Dance Punk-Produktion mit Rockelementen, weiß jedoch innerhalb der dreieinhalb Minuten kaum zu überraschen. Logischerweise muss nicht jeder Titel ein Feuerwerk an Kreativität verkörpern, an der ersten Singleauskopplung „Perfect World“ konnte man jedoch trotz der recht andächtigen Melodie eine erfrischend neue Facette bei Gossip erkennen. So darf man dem Song das Prädikat „ganz nett für zwischendurch“ verleihen und abwarten, welche Pfeile die drei noch in ihrem Köcher haben.
VÖ: 17.08.2012
Columbia Records (Sony Music)
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