The Vaccines – No Hope
Als Lieblinge der britischen Hype-Presse sollten The Vaccines im vergangenen Jahr den guten alten Rock’n’Roll retten. Was mit „Wreckin‘ Bar (Ra Ra Ra)“, den 84 besten Sekunden Gitarrenmusik der letzten Jahre, viel versprechend begann, entpuppte sich auf „What Did You Expect From The Vaccines?“ zwar nicht als Allheilmittel, wohl aber als kurzweiliges, unterhaltsames Debüt, das hierzulande jedoch mit einem Einstieg auf der #82 gnadenlos floppte. In der Heimat ist man beliebt, als Club-Band ebenso, dazu steht mit „The Vaccines Come Of Age“ für September bereits ein zweites Album in den Startlöchern. Hitverdächtige Weiterentwicklung verspricht die Vorabsingle „No Hope“.
Mit schroffen, mit aller Gewalt geschrammelten Gitarren und peitschenden Drum-Rolls diktiert Noise die ersten zehn Sekunden, bevor schlichter Indie Rock, ruhig, unscheinbar die Strophen gestaltet. Justin Youngs nasaler Gesang wird eine breite Bühne geboten, bevor die Bridge ein wenig Dampf macht, stärker in die Garage drängt und einen sympathischen, melodischen Refrain einleitet. Die Stimmakrobatik des Frontmanns führt in obskure Tiefen, gesäumt von einer Prise Punk und erneut betont schroff wirkenden Gitarren. So eingängig der Track auch sein mag, so ungeschliffen und gerade dadurch charmant wirkt er. Gerade zum Ende hin hebt „No Hope“ durch zahlreiche Wiederholungen ein wenig ab, während Freddie Cowans Gitarre in einem Meer aus Feedback-Schleifen ersäuft.
Passend zu den lakonisch vorgetragenen, zum Albumtitel passenden Lyrics, die die Hoffnung auf das Erwachsen werden als Weg aus einer Identitätskrise und der prokrastinierenden Antriebslosigkeit sehen, wird ein Aspekt der Jugend im dazugehörigen Schwarz-Weiß-Clip herausgegriffen: die erste Liebe, unbeholfene Annäherungsversuche und Enttäuschungen inklusive. In Kombination mit der sperrig wirkenden B-Seite „Blow Your Mind“ sowie einer Live- und einer Demo-Version wirkt „No Hope“ als Bundle mächtig, hätte wohl auch auf dem Vaccines-Debüt funktioniert und wirkt doch eine Spur, nun ja, reifer. Die Briten legen den Finger in die Wunde der No-Future-Generation und ziehen sich mit einer süchtig machenden Melodie doch noch aus diesem Sumpf der Orientierungslosigkeit heraus. September kann nicht schnell genug kommen.
VÖ: 06.07.2012 (DL-Single)
Columbia Records (Sony Music)
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