When Saints Go Machine – Mannequin
Als stilsichere Gourmetköche zwischen avantgardistischer Elektronik und feinsinnigem Pop hat man When Saints Go Machine kennengelernt. Die vier Dänen, hierzulande erstmals mit ihrer EP „Fail Forever“ einigermaßen in Erscheinungen getreten, schafften es vergangenes Jahr in ihrer Heimat mit dem zweiten Album „Konkylie“ gar auf den zweiten Chartplatz – der kleinen Hot Chip-Verneigung „Kelly“ nebst anderen Leckereien sei Dank. Bereits jetzt wird ein neuer Longplayer angekündigt, noch ohne Titel oder Veröffentlichungsdatum; ein Release in diesem Jahr scheint möglich. Nimmt man den ersten Teaser „Mannequin“ als Gradmesser, kann das Streetdate nicht schnell genug kommen.
Wer auf einen weiteren sympathischen, leicht verqueren Electro-Pop-Ohrwurm hofft, wird herb enttäuscht. „Mannequin“ beschwört die Geister von Massive Attack und Stateless, paart TripHop und avantgardistische, minimalistische Elektronik mit Passion Pit-Vocals. Nikolaj Manuel Vonslids Gesang bewegt sich in hohen Falsett-Gefilden, wirkt klar, fragil und doch dezent entfremdet, scheint mit den flirrenden Ausschlägen der Synthi eine Art Klang-Symbiose einzugehen. Die Melancholie der Strophe wird problemlos in den etwas großflächigeren Refrain mit einem Hauch von Electro-Pop und Offbeat-Bombast mitgenommen. Stimmliche Pluralität trifft auf zahlreiche Verfremdungseffekte und ein stoisch gespieltes Piano – eine gespenstische Mischung. Das Soundtrack-Breakdown mit ausgedehntem Instrumental-Part und Strings rundet dieses bizarre Stück Musik entsprechend ab.
Selbst das Fehlen eines anständigen Download-Bundle – „Mannequin“ erscheint als 1-Track – lässt sich entschuldigen, gerade durch die Verbindung von Text und Video. Vonslids Lyrics beschreiben eine beunruhigende, apokalyptisch befeuerte Stimmung, die im Clip durch das Betrachten eines synthetischen Menschen untermalt wird. Für Gänsehaut ist gesorgt, die Animation von Mia Fremming muss man gesehen haben. Aber auch als Song für sich ist „Mannequin“ eine Art avantgardistisches TripHop-Erlebnis mit einer Prise Pop und dichter, unwirtlicher Atmosphäre. Kunstprodukt-Ansätze hin oder her – es handelt sich hierbei um die bislang stärkste Single der Dänen. Ein neues When Saints Go Machine-Album kann kommen.
VÖ: 15.06.2012 (DL-Single)
!K7 Records (AL!VE)
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