Soulsavers – The Light The Dead See
Nach zwei spannenden Alben zwischen Blues Rock, Soul und Electronica beschreiten die Soulsavers neue Wege. Während der bisherige Hauptsänger Mark Lanegan mit einem neuen Soloalbum beschäftigt ist, singt nun Dave Gahan für das Produzenten- und Remix-Duo Rich Machin und Ian Glover. Ausgangspunkt war die gemeinsame Europa-Tour von Depeche Mode und Soulsavers 2009/10. Gahan, mittlerweile von seinem Blasentumor genesen, schätzte die Auftritte seiner britischen Landsleute, ein gemeinsamer Nenner war schnell gefunden, Demos wurden quer über den Atlantik verschickt. Auf „The Light The Dead See“ entfernen sich beide Parteien ein wenig von elektronischen Klängen und präsentieren ein beseeltes, bluesiges, organisches Album, gezeichnet von emotionaler Schwere und Gospel-Elementen.
Ob die Soulsavers auch ohne die charakteristische Stimme Mark Lanegans, der die letzten beiden Platten wesentlich mitgestaltet hat, funktionieren? Jegliche Zweifel werden durch „In The Morning“ binnen Sekunden weggewischt. Gahan klang selten so beseelt, fügt sich perfekt in das nachdenkliche, soundtrackhafte Ambiente ein. Hier haben sich zwei Parteien gesucht und gefunden. „Why can’t you feel me?“, fragt der Frontmann von Depeche Mode und gibt sich einem Meer an schmerzverzerrten Streichern hin. Für die deutlich rockigere Single „Longest Day“ lässt er sich von fantastischen Backing-Sängerinnen unterstützten. Ein Hauch von Soul und Gospel hält Einzug, Morcheeba mit Gitarren treffen auf Massive Attack ohne Beats, wenn man so will.
Zur Höchstform laufen die Soulsavers und Dave Gahan jedoch erst auf der B-Seite – die Briten verstehen „The Light The Dead See“ als klassische LP mit A- und B-Seite – auf, insbesondere eingeleitet durch „Take Me Back Home“. Einfühlsame Orgelklänge und Chöre treffen in dieser nachdenklichen, hoffnungsvollen Soul-Nummer aufeinander. In „Bitterman“ singt sich Gahan in eine andere Welt. Der Bass wirkt vertraut, die Trompeter machen aus diesen knapp fünf Minuten ein wahrhaft intensives Erlebnis. Im abschließenden „Tonight“, einem deutlich rockigeren Track mit einer Prise „A Whiter Shade Of Pale“ und stark verzerrten Gitarren, werden versöhnliche Töne angeschlagen, übt sich Gahan als Prediger. „Listen to what I’m saying“ – Lebensweisheiten und spirituelle Beatles-Momente gehen hier Hand in Hand, „Check The Meaning“ lässt grüßen.
Ohne ein Gramm Fett auf den Rippen, präsentiert sich „The Light The Dead See“ als unheimlich intensives Erlebnis, das dem Vorgänger „Broken“ in keinster Weise nachsteht. Freilich, ob nun Mark Lanegan oder Dave Gahan (Gahan ist erklärter Lanegan-Fan) die beste Soulsavers-Stimme ist, darüber lässt sich vortrefflich streiten. Für die vierte Platte des britischen Produzenten-Duos war der Depeche Mode-Frontmann jedoch die perfekte Wahl. Die Texte wirken sehr persönlich, geradezu therapeutisch, entführen auf eine schwer zu greifende, spirituelle Ebene. Mit mehr Blues und Soul, mit gelegentlich und pointiert eingesetzter Elektronik gelingt den Soulsavers ein weiteres Meisterwerk, wahres Soulfood, das das Zeug zu einem modernen Klassiker hat.
VÖ: 18.05.2012
V2 Music / Cooperative Music (Universal Music)
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