Gotye – Eyes Wide Open
Viel gespielt, viel parodiert: mit „Somebody That I Used To Know“ ist Gotye ein Riesenhit gelungen. Die Single war auf Platz 1 der deutschen Charts und hält sich nach einem halben Jahr immer noch in den Top 20, das dazugehörige Video wurde alleine auf YouTube 200 Millionen Mal geklickt, startete die internationale Karriere von Walk Off The Earth und hat nebenbei die smarte Neuseeländerin Kimbra einem breiten Publikum vorgestellt. Als zweite Auskopplung aus dem starken, überaus abwechslungsreichen Album „Making Mirrors“, das es immerhin in die Top 3 geschafft hat, erscheint nun „Eyes Wide Open“. Für einen CD-Release reicht es interessanterweise nicht, wohl auch, weil besagter Riesenhit immer noch heftig rotiert.
Ein flotter, gehetzt wirkender Beat eröffnet den Song, gesäumt von einem Hauch Studio 54-Vibe und eindringlichen Pianoklängen. Gotye singt erneut im Falsett, unterstützt von Slide-Gitarren. „We walk the plank with our eyes wide open“ – die Menschheit marschiert unbeirrt dem eigenen Ende entgegen, zerstört sich und ihren Planeten. Ein Hauch von Soul, der gut zu den predigenden Untertönen dieses Songs passt, liegt auf der Stimme. Bis zum Refrain ist es nicht weit, das Tempo wird reduziert, die Backings wirken butterweich und gehen unter die Haut. Auch in tieferen Registern fühlt sich der Australier mit belgischen Wurzeln offensichtlich heimisch, kommt jedoch erst während der finalen Minute ein wenig zum Verschnaufen. Zuvor wird der Chorus nur bedingt ausgearbeitet, preschen die Strophen förmlich voran, lassen Platz für eine beachtliche Textmenge und dezentes Western-Flair.
Wenn Gotye letztlich Mantra-artig resümiert, dass der Weg zum Ende immer noch beschritten wird, so scheint er zu versuchen, mit sich selbst und dem Schicksal seiner Generation Frieden zu finden, weicht die Getriebenheit der Strophen einem Hauch Resignation, den auch das dazugehörige, liebevoll animierte Video unterstreicht. „Eyes Wide Open“ ist kein weiterer Radio-Ohrwurm, kann der unverschämten Eingängigkeit von „Somebody That I Used To Know“ kaum das Wasser reichen, zeigt dafür aber, was das dazugehörige Album so alles kann. Wer auf Gypsy & The Cat und Konsorten steht, wird die zweite Gotye-Single lieben. Es ist ein fantastisches Stück Electro-Pop mit melancholischer Note und Bewegungsdrang geworden, ein leidenschaftlicher, drei Minuten langer Streifzug durch all das, was die australische und neuseeländische Electro-Glam-Szene aktuell so populär macht. Davon gerne mehr.
VÖ: 11.05.2012 (DL-Single)
Samples ’n‘ Seconds Records / Vertigo Berlin (Universal Music)
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