Garbage – Not Your Kind Of People
Die Neunziger sind zurück. Gemeint ist nicht die Flut an Dancetiteln, die die Charts derzeit überschwemmt, sondern die Alternative-Helden dieser Dekade. Nachdem The Cranberries sich mit einer eher mittelmäßigeren Platte zu Beginn des Jahres zurückgemeldet hatten und auch No Doubt ein Album für dieses Jahr ankündigen, haben sich Garbage nach sieben Jahren Pause wieder dazu entschlossen, da anzuknüpfen, wo sie mit „Bleed Like Me“ in 2005 aufgehört haben. Die Band um Frontsängerin Shirley Manson hatte sich, nach etlichen Streitigkeiten mit der alten Plattenfirma, in der Zwischenzeit mehr dem Privatleben gewidmet. Untätig waren sie in dieser Zeit dennoch nicht. Mastermind Butch Vig produzierte für Green Day „21st Century Breakdown“ und „Wasting Lights“ der Foo Fighters. Manson schrieb an Material für ihr bis dato unveröffentlichtes Soloalbum. Nun steht das fünfte Album der Band mit dem Titel „Not Your Kind Of People“ in den Startlöchern.
Der Opener „Automatic Systematic Habit“ legt ein ordentliches Tempo vor und hätte mit seinen Synthies gut in die „beautifulgarbage“-Phase vor zehn Jahren gepasst. „Big Bright World“, die Vorabsingle „Blood For Poppies“ und „Control“ dagegen sind stilbildend für den Garbage-Sound anno 2012: ein Wechselspiel zwischen den starken, gitarrenlastigen Strophen, poppigen Refrains und den soundtechnischen Experimenten von Butch Vig. Eine echte Überraschung bietet der hymnisch anmutende Titeltrack, der eine Hommage an die psychedelische Beatmusik der 1960er darstellt. In „Felt“ darf sich der Hörer von Mansons Sirenengesang und einem hypnotischen Gitarrenriff verwöhnen lassen. Electronic-Elemente finden sich bei „I Hate Love“ wieder, während man mit „Sugar“ die erste Ballade des Albums auffährt, deren leichte Machart an „Milk“ erinnert. Rotziger geht es in „Battle In Me“ zu, dessen Stop-&-Start-Hook im Chorus eine Reminiszenz an „Supervixen“, ebenfalls einem Titel des Erstlingwerks „Garbage“ aus dem Jahr 1995, ist. Mit „Man On A Wire“ gibt es kurz vor Schluss nochmal richtigen Hau-Drauf-Rock; ein Kontrast zum abschließenden „Beloved Freak“, einer weiteren Ballade mit radiofreundlichen, elektronischen Klängen.
Der Kunde hat die Qual der Wahl: „Not Your Kind Of People“ erscheint in zwei Ausführungen: als Standard- und als Deluxe-Edition mit vier Bonustracks. Nach sieben Jahren Bandpause wirkt der Sound von Garbage erstaunlicherweise immer noch vertraut, als hätte die lange Auszeit nie stattgefunden. Die Playlist liefert die nötige Abwechslung zwischen Midtempo Pop-Rock, Electronica und balladesker Popmusik. Auch die musikalischen Anleihen aus früheren Werken sind durchaus als positiv zu bewerten, auch wenn „Not Your Kind Of People“ nicht ganz an die Stärke der ersten beiden Alben herankommt. Nichtsdestotrotz ist es ein gelungenes Comeback-Album, das alte, wie auch neue Fans für sich gewinnen sollte.
VÖ: 11.05.2012
Cooperative Music (Universal Music)
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