The Audience – Hearts
Nach einer kleinen Schaffenspause melden sich The Audience mit neuer Musik zurück; eine Pause, in der man sich ein wenig Zeit für persönliche Dinge nahm, in der man den Doppelschlag der innerhalb von 18 Monaten erschienenen Alben „Celluloid“ und „Dancers And Architects“ ein wenig verdaute. Frisch ausgeruht stellen die fünf Nürnberger, die seit 2003 in unveränderter Besetzung spielen, nun ihre neue Platte „Hearts“ vor, die diese nach außen hin ruhige, für die Bandmitglieder jedoch bewegte Zeit in zwölf gleichermaßen tanzbare und sehnsüchtige Songs packt.
Balladen sucht man auf „Hearts“ vergebens, die Tracks spielen sich ausschließen im Up- und Midtempo-Bereich ab, was der Dynamik des Albums jedoch zugute kommt. Wie es sich für eine gelegentlich hibbelige Post-Punk-Kombo geziemt, wird der Bass in den Mittelpunkt gerückt als stoischer Unruheherd für Herz und Beine. Der Opener „We Belong To Boys“ erhebt sich aus einer leicht frustriert wirkenden Strophe mit beinahe obligatorischem Joy Division-Einschlag – einer jener Bands, ohne die The Audience vermutlich ganz anders klingen würden. Auch wenn die Gitarren im Refrain ein wenig braten, ändert sich am sturen Voranschreiten des Songs angenehm wenig. Es knistert vor Spannung, der Ausbruch aus den selbst gesteckten Grenzen lässt jedoch auf sich warten.
Für Abwechslung ist auf Albumlänge gesorgt, beispielsweise in Form des Math-Riffs in „Wolves“, das entfernt an Foals erinnert. Dieses verspielte Auftreten steht den Franken gut zu Gesicht, ebenso der unverschämt tanzbare Schlussteil – ein Hit, wie er im Buche steht. Selbst ein Hauch von tatsächlicher Punk-Energie hat sich eingeschlichen: „We Won’t Get Home“ lärmt 139 Sekunden lang mit breitbeinigem Auftreten und lärmenden Gitarren. Dazwischen hängt „We Are Just The Hearts“, das Glasvegas in die Indie-Disco zerrt, sowie das mit weit über sieben Minuten Spieldauer auslandende „Waves“, das tatsächlich den Geist der ersten Joy Division-Singles bestmöglichst einzufangen weiß und im Zuge dessen die Brücke zu Gang Of Four schlägt.
Auch wenn sich auf 49 Minuten Herzensangelegenheit ein wenig Füllmaterial verirrt hat, macht das vier The Audience-Album dennoch mächtig Laune. Die Franken arbeiten sympathisch mit Post Punk der klassischen Prägung, bevor Franz Ferdinand und Konsorten das Genre mit Neo-Britpop zu einem kleinen Revival führten und in Zuge dessen verwässerten. Gerade die basslastige Produktion und das bewusst spröde Auftreten erinnern tatsächlich an die bereits erwähnten Väter dieses Sounds. In punkto Eigenständigkeit haben sich The Audience aber kaum weiterentwickelt, klingen zuweilen immer noch wie die kleinen Brüder von The Robocop Kraus. Mit einer weitestgehend flotten Platte spielen sich die fünf Nürnberger frei und lassen auf mehr Mut zum Experiment in naher Zukunft hoffen. Dass sie Hits schreiben können, haben sie auf ihren bisherigen Platten zur Genüge bewiesen.
VÖ: 06.04.2012
Hazelpop Vinyl Plastics / Avantpop (Rough Trade Distribution)
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