Gojira – L’enfant sauvage

Gojira

2010 befanden sich Gojira am Scheideweg. Die französischen Tech Metal-Experten waren zwei Jahre mit ihrem Album „The Way Of All Flesh“ unterwegs gewesen, wurden von Metallica als Opener für deren Tour ausgewählt und spielten mit Lamb Of God, während Frontmann Joe Duplantier auf dem Cavalera Conspiracy-Debüt „Inflikted“ mitspielte. Erstmals ohne Management- und Label-Deal unterwegs, begab sich das Quartett aus Bayonne ins Studio ohne fixen Zeitplan. Herausgekommen ist dabei „L’enfant sauvage“ (dt. „Das wilde Kind“), das am 22. Juni via Roadrunner erscheinen wird und sich mit einer der großen Fragen der Menschheitsgeschichte – Was ist Freiheit? – befasst. Den Titeltrack gibt es schon jetzt auf die Ohren.

Nach einem kurzen, düsteren Intro legen Gojira mit Vollgas los. Von angezogener Handbremse halten die Franzosen herzlich wenig, stattdessen drischt Mario Duplantier regelrecht auf sein Schlagzeug ein, unterstützt von wütenden Gitarren und einem toxischen Groove. Für die Strophen nimmt man das Tempo ein wenig raus und setzt vor allem auf Atmosphäre. Schwerfällig, zuweilen gar mysteriös flirren die Gitarren, während Joe Duplantier seine Verse mit purer Verzweifelung, nahe an infernalem Geschrei unters Volk bringt. In diesen Momenten lassen Killing Joke grüßen, gerade was das intensive, wuchtige Auftreten betrifft. Post-Punk-Geist trifft auf furiose Groove-Parts und schwer durchschaubare Drum-Patterns.

Auch wenn immer wieder kurze, harte Passagen eingeflochten werden, so richtig brachial geben sich Gojira erst zum Ende hin, unterstützt von bestens bekannter Meshuggah-Rhythmik und kehligen Shouts. Die Gebrüder Duplantier scheinen sich hier regelrecht zu duellieren, perfektionieren jenen Schwanengesang, den Napalm Death in ihren doomigen Ausflügen so gerne andeuten. „L’enfant sauvage“ ist für Gojira-Verhältnisse relativ übersichtlich strukturiert, greift direkt an und agiert dennoch mit der feinen Melodie-Klinge. Gerade in punkto Atmosphäre wirkt der Teaser auf das gleichnamige Studioalbum dicht, intensiv, druckvoll, begeisternd. Die Zeichen stehen einmal mehr auf Sturm, hier braut sich Großes zusammen.

VÖ: 04.05.2012 (DL-Single)
Roadrunner Records (Warner Music)

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