DragonForce – The Power Within
Als geflügelte Ewigkeit, feuerspeiend und mir kräftigen Klauen zum Angriff bereit – sind es diese mythologischen Reize eines Drachen, die DragonForce musikalisch dorthin getragen haben, wo man sie entweder als geniales Power-Pack oder als kitschigen Überfluss empfindet? Feststeht, in über zehn Jahren haben sich die Londoner Geschwindigkeits-Metaller mit ihrer Gitarrenarbeit weltweit einen Namen gemacht. Vier Alben zündeten den Turbo, zuletzt das eher ernüchternde „Ultra Beatdown“. Neue Hoffnung gibt der vorgenommene Wechsel am Mikrofon. Stagnation oder Attraktion – der neueste Streich ist wohl der größte Wegweiser in der Bandgeschichte. Ohren auf für „The Power Within“.
Dessen Vorgeschichte ist zweifelsohne der Abschied von Mitbegründer und Sänger ZP Theart. Ein Jahr nahmen sich die Londoner Zeit, um schließlich den 23 Jahre alten Marc Hudson als neue Stimme vorzustellen. Bis dato nur im UK Underground aktiv, ist er ein noch weitestgehend unbeschriebenes Blatt. Was sich nun schlagartig ändert. Sein Einstand: ein inbrünstiger Schrei hin zum Opener „Holding On“. Zusammen mit „Fallen World“ bildet es einen starken Auftakt in typischer DragonForce Manier. Schnelle Riffs zünden ihr Feuerwerk, episch erheben sich Melodien und Soli zu explosiven Drums und eingängigen Gesangslinien, während jene weiterhin so offensiv wie erhofft erklingen. Hudsons Stimme strebt dabei nicht ganz zu den ultimativen Höhen wie einst ZPs, sondern wirkt variabler angelegt.
Man höre „Cry Thunder“. Zwei magische Worte, ein großartiger Song. Dessen Mid-Tempo bietet den ersten erfrischenden Kontrast. Gehetzt vom Einstieg, gewinnt man gezügelt nicht nur an Intensität, sondern lässt Spannung und Pathos und zu einer verdammt eingängigen Hymne erwachsen. Hudsons klares Organ führt souverän hindurch, flankiert durch effektiven Chorgesang, um schließlich im gemeinsamen Chorus zu gipfeln. Wenn es noch eines Beweises bedurfte, dass die Band einen potentiellen Klassiker auch ohne entfesselte Gitarren schreiben kann, hier ist er.
Diese erklingen ansonsten en masse. Leadgitarrist Herman Li und Co. liefern sich in so gut wie jedem Song ihr Saiten-Battle, allerdings – im Unterschied zu früher – ohne bei wirklich jeder Gelegenheit ein Solo zu platzieren. Die wahre Stärke des Albums liegt allerdings in der kompositorisch gewachsenen Breite. Nicht zulasten der grundlegenden Geschwindigkeit, sondern zugunsten ihrer Betonung. Sei es das melodiöse „Wings Of Liberty“ mit seiner Piano Präsenz, der gedrosselte „Seasons“-Rock (ebenfalls als hörenswerte Akustik-Version enthalten) oder die große Unterhaltung in „Last Man Stands“, das zeigt, was ein Break bewirken kann. Man mochte vorher berechtigte Zweifel haben, doch nicht zuletzt dank des neuen Sängers präsentieren sich DragonForce in wiedergewonnener Stärke. Kurzum, „The Power Within“ hält das, was es verspricht. Frisch beflügelt, mit ordentlich Feuer und guter Miene voraus zum Angriff. Gratulation.
20. April 2012
Electric Generation (Soulfood)
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