The British Expeditionary Force – Chapter Two: Konstellation Neu
Nach dem viel zu frühen Ende der Alt.Prog-Visionäre Yourcodenameis:milo haben sich deren Mitglieder in alle Himmelsrichtungen verstreut. Justin Lockey gründete 2007 gemeinsam mit seinem Bruder James und Aid Burrows The British Expeditionary Force, nur um kurze Zeit später das nur via E-Mail entstandene Debüt „Chapter One: A Long Way From Home“ zu veröffentlichen. Für das zweite Kapitel haben sich die drei Nordengländer ein wenig Zeit gelassen, was sich jedoch noch lohnt: „Chapter Two: Konstellation Neu“ ist ein kleines Meisterwerk zwischen feinfühliger Elektronik und Prog- bzw. Post-Rock geworden.
„Angenehm verwirrt, weder an Zeit, noch an Ort oder einer Person orientiert.“ – Aid Burrows nahm dieses psychologische Gutachten über eine seiner Großmütter, die an Alzheimer abglitt, als Basis für die Texte des zweiten BEF-Albums. Was so salopp unter dem Banner ‚Indietronica‘ zusammengefasst wird, lässt sich erst nach mehreren Durchläufen in seine Einzelteile zerlegen. Die eröffnende Video-Auskopplung „Commotion“ arbeitet mit mehrstimmigen Vocal-Harmonien, relaxter Mesh-Elektronik und einem Hauch von Sigur Rós zwischen Ambient und Fast-Prog, ist de facto aber nur Vorgeplänkel für einen faszinierenden musikalischen Husarenritt.
„When All Of This Is Done“ beginnt ruhigt, beinahe nachdenklich mit starkem Editors-Einschlag, nur um auf dem Höhepunkt wieder und wieder auszubrechen mit einer Intensität, die man so bislang nur von The Twilight Sad kannte. „Where You Go I Will Follow“ hingegen paart die entspannte Seite Ben Westbeechs mit klassischen Post Punk-Klängen, nur um von „Crack In The Clouds“ abgelöst zu werden, das sich ein wenig gen Post-Dubstep bewegt und an James Blake erinnert. Noch eine Türe weiter spielt „Irons In Fire“ mit nachdenklichen Muse-Tönen und einer gewissen Versöhnlichkeit, die die wunderbare Eitelkeit des Verweilens betont.
Was sich wie ein abstraktes Mosaik aus Zitaten liest, überrascht in Wahrheit durch kompaktes Auftreten und faszinierende Melodien. Im Mittelpunkt steht eine weiche, sphärische Produktion, die den Electro-Flächen den nötigen Platz einräumt und weichen Gesang mit zuweilen harten Gitarren zusammenkommen lässt. „Chapter Two: Konstellation Neu“ wirkt wie eine Reise durch die menschliche Existenz, eine Art kathartische Introspektive, bezaubernd arrangiert, episch angelegt, gut erzählt. The British Expeditionary Force muss man sich merken – so sauber und durchdacht kann Genre-Clash 2012 klingen.
VÖ: 23.03.2012
Erased Tapes (Indigo)
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