Caligola – Back To Earth
Während sich Mando Diao eine kleine Auszeit nehmen, bringen Björn Dixgård und Gustaf Norén, die beiden Stimmen und Songwriter der Schweden, ein neues Projekt an den Start. Caligola ist eigentlich ein internationales Netzwerk für schwedische Künstler – Musiker, Tänzer, Maler, Fotografen, Schauspieler und Modeschöpfer – dem Dixgård und Norén nun gemeinsam mit den Brüdern Salla und Masse Salazar (Latin Kings, Produzenten des Mando Diao-Albums „Give Me Fire“) so etwas wie ein Gesicht nach außen verpassen. Bei ihrem Debütalbum „Back To Earth“ handelt es sich aber keineswegs um eine weitere Garage Rock-Platte, sondern eine Art Antwort auf Gnarls Barkley und Gorillaz mit skandinavischer Prägung.
Am ehesten dient die aktuelle Single „Forgive Forget“ als Anknüpfungspunkt zum Mando Diao-Mikrokosmos, zumindest was die dezent eingesetzten Gitarren angeht. Dixgårds und Noréns Vocals werden in eine Mischung aus Funk-Rock und Reggae-Pop eingebunden, getragen von einer hibbeligen Bassline und einem eingängigen Refrain mit Falsett. Das ebenso bereits bekannte „Sting Of Battle“ klingt in etwa so, als würde sich Cee Lo Green auf The Asteroids Galaxy Tour stürzen, und profitiert dabei ungemein von einem lässigen Flötensolo. Die junge Dame, die ihre Soulröhre ertönen lässt, ist im Übrigen Pop-Sternchen Agnes.
Wie weit sich Caligola aus dem Fenster lehnen, beweist „Violetta’s Dance (If You Want My Love)“, inspiriert durch die ‚Gönnerin‘ des Schweden-Netzwerks. Der 4/4-Track könnte durchaus der „DJ-Kicks“-Serie entstammen und würde ebenso hervorragend in einem Gilles Peterson-Set funktionieren. Star dieses Tracks ist jedoch Jazz-Saxophonist Per „Ruskträsk“ Johansson, der seinem Instrument ein fantastisches Solo entlockt. Mit „My Sister Rising“ wagen sich die Schweden an 70s-Disco-Klänge, zelebrieren schrägsten Funk mit Prince-Schlagseite in Form von „Ride The Night Away“, bauen mit dem treibenden „Down By The Riverside“ zwischendurch einen waschechten Single-Hit ein, und ziehen sich schließlich mit angedeutetem Chant-Gesang in „Hapokalypse“ zurück. Nicht zum ersten Mal grüßt hier „Plastic Beach“.
„Back To Earth“ ist eine kuriose, lebhafte und angenehm kompromisslose Platte, die wie ein nicht ganz so geheimes Treffen zwischen The Asteroids Galaxy Tour und den Gorillaz klingt. Die Salazar-Brüder liefern fantastische Beats und eine Prise Funk, während die Mando Diao-Fraktion starke Melodien im Akkord aus dem Ärmel schüttelt. Mit „Forgive Forget“ und „Down By The Riverside“ haben Caligola zwei echte Hits am Start, obendrein ist das entspannte „Violetta’s Dance (If You Want My Love)“ mit Querverweisen auf Ben Westbeech eine wunderbare Afterhour-Alternative. Auch mit dem einen oder anderen Interlude zu viel debütieren die Schweden auf „Back To Earth“ hervorragend und liefern eine waschechte musikalische Überraschung ab, die nach einer zweiten Runde verlangt.
VÖ: 02.03.2012
WeLOVE Music (Universal Music)
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