Rosenstolz – Lied von den Vergessenen
Das Berliner Pop-Duo Rosenstolz darf man getrost als Musikphänomen bezeichnen. Seit mittlerweile 21 Jahren stehen AnNa R. und Peter Plate gemeinsam auf der Bühne und können bisher sechs Nr. 1-Alben sowie mehr als drei Millionen verkaufte Tonträger vorweisen. Allein ihr 2006er Longplayer „Das große Leben“ ging 1,1 Million mal über die Ladentheke. Während sie in der Anfangszeit mit provokanten Songs wie „Die Schlampen sind müde“ oder „Soubrette werd‘ ich nie“ auf sich aufmerksam machten, punkten sie heutzutage mit gefühlvollem, ehrlichem und schnörkellosem Deutsch-Pop. Auch das „Lied von den Vergessenen“ aus ihrem aktuellen Album „Wir sind am Leben“ steht dem in nichts nach.
Getragen wird die Midtempo-Ballade, wie auch schon ihr Vorgänger, von einer einwandfreien Piano-Melodie, die den roten Faden für die gesamten knapp vier Minuten Hörgenuss darstellt. Dazu gesellt sich das obligatorische, den Takt vorgebende Schlagzeug, das wie gewohnt perfekt mit dem Tasteninstrument harmoniert. Textlich gesehen hat man es hier mit einem aufbauenden Muntermacher zu tun, der den vertrauten Mix aus Weltschmerz und Hoffnung bietet. Während die Strophen verhältnismäßig kurzatmig daherkommen, überzeugt besonders der ausgedehnte Refrain, in dem AnNa ihre warme, durchdringende Stimmfarbe wohltuend zum Einsatz bringen kann. Der sich unmittelbar anschließende Mittelteil gewinnt kontinuierlich an Fahrt, wird durch einen Stilbruch mit leiseren Tönen jedoch jäh gebremst, ehe sich der finale Chorus erneut kraftvoll aufschwingt und melancholisch-bedächtig endet.
Auch nach der langen Auszeit mit zwischenzeitlichem Burnout bei Peter Plate lässt sich feststellen: Rosenstolz haben das Songschreiben nicht verlernt und legen hier einen würdigenden Nachfolger für den Titeltrack „Wir sind am Leben“ vor. Das Duo bleibt sich selber treu, steht jedoch auch Kritikern, die Veränderung und Fortschrittlichkeit vermissen, gegenüber. Der durchschlagende Erfolg des aktuellen Albums beweist jedoch eindrucksvoll, dass die Fans ihre Band nach wie vor so mögen, wie sie sind. Ihre von Grund auf ehrliche, nachdenkliche und zuweilen auch ernste Musik trifft den Nerv der Hörer und kann sich aufgrund dessen auch im Zeitalter des digitalen, von bleischweren Electro-Sounds geprägten Business behaupten. Zu den Vergessenen zählen die beiden jedenfalls noch lange nicht.
VÖ: 10.02.2012
Island Records (Universal Music)
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