Lamb Of God – Resolution
Das Metal-Jahr 2012 beginnt mit einem waschechten Arschtritt. Lamb Of God haben sich mittlerweile fest etabliert in einer Grauzone zwischen Thrash und Groove Metal, was man auch an den nackten Zahlen sehen kann: Das letzte Album „Wrath“ schaffte es auf die #2 in den USA (#80 in Deutschland – erstmalige Chartplatzierung!) und brachte dem Quintett aus Richmond, Virginia zwei Grammy-Nominierungen sowie eine Tour mit Metallica ein. Nach der Best-of-Box „Hourglass“ aus dem Jahr 2010 gibt es nun wieder frisches Material. Auf „Resolution“, dem mittlerweile siebten Studioalbum, zeigen sich Randy Blythe und Mannschaft gewohnt angepisst, entdecken dabei aber schrittweise ihre Dynamik und einen latenten Hang zu musikalischem Psychoterror.
Einmal mehr gelingt der schwierige Spagat der Produktion zwischen roher Live-Energie und druckvollem Soundwall: fette Drums, ein wenig Scheppern und sägende Riffwände sprechen Bände. Blythe selbst ist in Topform, brüllt sich durch Granaten wie „Desolation“ (man achte hier auf den Hauch an Melodie am Ende des Refrains), „Ghost Walking“ (die Single erweist sich als Groove-Monster) und das etwas gemächlichere, druckvolle „To The End“. In „Insurrection“ sorgen melodische Gitarrenparts und fieses Gekeife mit dezentem Black Metal-Flair für Aufhorchen – fieser und doch eingängiger hat man Lamb Of God selten gehört, ebenso kaum dynamischer. Das angepunkte „Cheated“ sorgt für Auflockerung, orientiert sich an der rohen Energie der Anfangstage.
Gerade die bereits erwähnten melodischen Groove-Momente demonstrieren eindrucksvoll, wie weit die US-Amerikaner gekommen sind. „The Undertow“ strahlt eine schier unglaubliche Brutalität an, obwohl es sich über weite Strecken im Midtempo-Bereich abspielt. „The Number Six“ geht sogar noch einen Schritt weiter und lässt vereinzelte cleane Shouts, ja sogar ein kurzes Bass-Solo ans Ohr dringen. Anfang und Ende des Albums bestehen jedoch aus purem Sludge-Psychoterror. Während „Straight For The Sun“ mehr Songskizze denn ohrenbetäubendes Monster ist, lässt sich „King Me“ auch nicht von gesteigerten Thrash-Anteilen stören. Der Auftakt mit Spoken Word-Part überrascht mit Paradise Lost-Magie, später setzen gespenstische Keyboards die entsprechenden Akzente.
Stillstand kommt für Lamb Of God nicht in Frage, auch wenn sie es nicht übertreiben. Erneut gehen angepisste Blendgranaten und schwerfällige Groove-Monster Hand in Hand, wirken auf „Resolution“ aber insgesamt dynamischer, greifen besser ineinander und punkten vor allem durch eine zusätzliche Prise Melodie, die perfekt zur etwas roheren Produktion passt. Die Herren aus Richmond geben sich auf ihrem siebten Studioalbum noch eine Spur bissiger, hungriger und doch introvertierter – Randy Blythe bezeichnet „Resolution“ als ein Album des ‚Erwachens‘; die Texte drücken Standortbestimmung und Orientierungsversuche im Irrgarten des Lebens aus. Musikalisch sind Lamb Of God auf jeden Fall angekommen.
VÖ: 20.01.2012
Roadrunner Records (Warner Music)
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