BBC Sound of 2012
Der wichtigste musikalische Gradmesser Großbritanniens hat wieder zugeschlagen. Seit 2003 veröffentlicht die BBC zu Jahresbeginn eine Liste mit den hoffnungsvollsten Künstlerinnen und Künstlern für einen möglichen nationalen und internationalen Durchbruch. Acts wie Lady GaGa, Franz Ferdinand, Mika, Duffy oder Jessie J ist dies – mal lokaler, mal globaler – durchaus gelungen. Die im Dezember 2011 veröffentlichte Longlist wurde nun gekürzt, die Top 5 stehen fest – Grund genug für einen Blick auf den musikalischen Nachwuchs 2012.
1. Michael Kiwanuka
2012 soll ein beseeltes Jahr werden, wenn es nach der BBC-Jury geht. Michael Kiwanuka aus London, Sohn ugandischer Eltern, startete seine Karriere als Session-Gitarrist, arbeitete mit Tinie Tempah-Produzent Labirinth und wurde schließlich ein Teil von Communion Records, das Label von Mumford & Sons‘ Ben Lovett. Seine gemeinsame Tour mit Adele brachte ihn schließlich zu einem Majorlabel, verglichen wird seine Stimme mit jener von Legenden wie Bill Withers und Otis Redding. Der 24jährige Brite ist tief in klassischen Soul-, RnB und Blues-Klängen verwurzelt, wie man auf seinen drei bisher veröffentlichen EPs auch hören konnte. Nach „Tell Me A Tale“ und „I’m Getting Ready“ erschien kürzlich „Home Again“, Titeltrack seines gleichnamigen Albums, das am 23. März auf den Markt kommen soll.
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2. Frank Ocean
Soul steht auch bei Frank Ocean im Mittelpunkt. Der 24jährige US-Amerikaner profilierte sich unter anderem als Songwriter für John Legend, Beyoncé, Brandy und, nun ja, Justin Bieber, arbeitete mit Shooting Star Tyler The Creator und war auf zwei Songs von „Watch The Throne“, der legendären Kollaboration von Jay-Z und Kanye West zu hören. Sein Mixtape „Novocane, Ultra“ wird von der Fachpresse verdientermaßen abgefeiert, denn ähnlich wie Chiddy Bang versteht Ocean es, urbane Klänge mit genrefremden Samples – unter anderem Coldplay, MGMT und The Eagles – zu verbinden. Die Singles „Novacane“ und „Swim Good“ lassen auf ein angenehmes, gesanglich warmes RnB-Jahr hoffen, in dem er unter anderem auf der neuen Nas-Platte zu hören sein soll.
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3. Azealia Banks
Mit einem Lied über Oralsex mausert sich Azealia Banks zu einer kleinen Youtube-Sensation – zwei Million Kicks hat der Clip zu „212“ bereits eingefahren, auch wenn er kommerziell gefloppt ist. Zu sperrigen Electro-Klängen und simplen Kopfnicker-Beats rappt die 20jährige New Yorkerin in einer schrägen Mischung aus bösen Four-Letter-Words und bissigem Humor – Gwyneth Paltrow und Kelly Rowland lieben sie dafür. Einen Plattenvertrag hat sie erst seit kurzem in der Tasche, kam bei Adeles Label XL Recordings unter. Zuerst soll sie aber unter anderem den Scissor Sisters auf Trab helfen. Unter dem Pseudonym Krystal Pepsy ist sie in deren neuer Single „Shady Love“ zu hören.
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4. Skrillex
Bereits mit 16 Jahren wagte Sonny Moore als Sänger der Screamo-Band From First To Last (u.a. ein Top-30-Album, mittlerweile nach diversen Umbesetzungen ‚on hiatus‘) den Sprung in die Musikwelt, zog sich aber nach einigen Jahren aufgrund von gesundheitlichen Problemen zurück und startete eine Solokarriere. Als Skrillex macht er aktuell Dubstep populär, arbeitete unter anderem mit den überlebenden Mitgliedern der Doors, Ellie Goulding und KoRn, und schaffte es mit der EP „Bangarang“ in die Top 20 der US-Charts. Nebenbei sackte er fünf Grammy-Nominierungen ein und hat Youtube-Klicks im neunstelligen Bereich – allein „Scary Monsters And Nice Sprites“ wurde bislang 56 Millionen Mal gesehen. Sein demnächst erscheinendes Album „Voltage“ wird ihn wohl endgültig im Mainstream etablieren.
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5. Niki & The Dove
Leicht schräger Electro-Pop aus Schweden – musikalisch keine Überraschung im Land von Robyn, Firefox AK und Lykke Li. Das Duo Niki & The Dove um Sängerin Malin Dahlström und Keyboarder Gustaf Karlöf ist in ungefährer Tradition besagter Künstler angesiedelt, blickt aber auch gerne über den Tellerrand – Kate Bush, Empire Of The Sun und The Naked And Famous werden ebenso durchgewunken. Ihr selbstbetiteltes Debütalbum soll im Mai erscheinen, einige Singles sind bereits erhältlich. Dazu zählt auch das schräge „The Drummer“, gesteuert von harten Beats und Dahlströms leicht kauzigen Vocals, die an The Asteroids Galaxy Tour erinnern. Die dazugehörige EP hat überdies einige weitere Schönheiten zwischen glammigem Electro-Pop und Dance-Ausflügen zu bieten.
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Nicht in die Top 5 geschafft haben es:
Swag-Rapper A$AP Rocky, Grime-Hoffnung Dot Rotten, das Folk-Pop-Quintett Dry The River, Bass-Monster Flux Pavilion, die Odd-Popper Friends, Singer/Songwriter Jamie N Commons, Stimmwunder Lianne La Havas, Soul-Entdeckung Ren Harvieu, die Melancholiker Spector und die etwas andere Girlgroup Stooshe.