Blank & Jones pres. Chilltronica No. 3
Dass der Winter unmittelbar vor der Tür steht, merkt man nicht nur daran, dass es draußen spürbar kälter und dunkler wird. Auch die Veröffentlichung der neuen „Chilltronica“ ist ein deutliches Indiz dafür, dass sich das Jahr (schon wieder) dem Ende neigt. Bereits zum dritten Mal stellten Blank & Jones ihre Ausnahme-Compilation unter dem Motto „Night Music For The Cold & Rainy Season“ zusammen. Und wollen uns damit einmal aus der hektischen Realität entführen…
Tatsächlich gelingt es auch „Chilltronica No. 3“ von Anfang an, die Hörer in den Zustand winterlicher Melancholie zu versetzen. Dieses Mal ist es Rudi Arapahoe, der mit seiner Pianokomposition „Lunar Semaphore“ eine Klangwelt schafft, in der das Hier und Jetzt vergessen scheint – und es für die nächsten 73 Minuten auch bleiben soll. Dafür sorgen im weiteren Verlauf unter anderem Mazzy Stars’ zeitlos schönes „Into Dust“ (wohlbemerkt aus dem Jahre 1993) mit der beruhigenden Stimme von Hope Sandoval. Oder „Fragment” vom „Chilltronica“-erprobten US-Duo Trespassers William, das in ähnlich verträumten Sphären schwebt. Ebenfalls wieder dabei sind die Dänen von Bliss, deren Produktionen eine besonders dichte Atmosphäre ausstrahlen. Während das minimalistische „Calling For Prayer (Chant)“ mit einer geheimnisvollen Geräuschkulisse auffährt, beeindruckt „Sleep Will Come“ mit seinem ergreifenden, klassisch angehauchten Streicherarrangement – wunderschön traurig!
Genau wie bei den zwei Vorgängern trifft man neben eher unbekannten Klangkünstlern wie Antonymes („301210“) und Cantoma („The Call“) erneut auf einige gestandene Musikgrößen. Beispielsweise Moby, der das schwermütige Instrumentalstück „The Broken Places“, dem Opener seines aktuellen Albums „Destroyed“, beisteuerte. Und selbst die Dark Wave-Veteranen von The Cure sind nur auf den ersten Blick ein Stilbruch. Ihre dreißig Jahre alte Nummer „All Cats Are Grey“ fügt sich nämlich ausgezeichnet in den düsteren „Chilltronica“-Kontext ein – Experiment geglückt. Ein weiteres Mal sind The Cure (zumindest indirekt) in Form einer exklusiven, von Robert Smith höchstpersönlich abgesegneten Blank & Jones-Coverversion von „Homesick“ vertreten. À propos Blank & Jones: Fans der Kölner dürfen sich darüber hinaus noch über die meditative Flächenlandschaften von „Sleepless“ sowie eine Ambient-Version ihres „Relax“-Titels „Only Your Love“ mit Steve Kilbey freuen.
Somit bringt „Chilltronica No. 3“ wieder alle Zutaten mit, die man von einem ästhetischen Soundtrack für die kalte Jahreszeit erwartet: melancholisch-mystische, aber nie abgedroschene Ambient-Produktionen, die es zu entdecken gilt und die zusammen eine fesselnde Stimmung aufbauen. Vielleicht war der Vorgänger in seiner Gesamtheit noch einen Hauch brillanter – die „Chilltronica“-Reihe bleibt auch mit der dritten Ausgabe die Referenz in ihrer Nische. Ganz nebenbei bietet sie das perfekte Kontrastprogramm zum (pseudo-)besinnlichen Vorweihnachtskitsch. Vielleicht steht sie bei iTunes ja allein schon deswegen auf Platz 1 der Electronic-Alben…
VÖ: 02.12.2011
Soundcolours (Soulfood)
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