Bitte kein Last Christmas – Weihnachtslieder 2011
Weihnachtliche Tradition bedeutet jedes Jahr aufs Neue die Wiederkehr eines alten Bekannten. So sicher, wie Glockenklang als akustisches Sinnbild, so verbraucht, wie der Christbaum auf dem Sammelplatz nach Silvester, und so nervig, wie bis dahin immer wieder denselben Song im Radio zu hören. Mit Anbeginn des Dezembers ist Whams „Last Christmas“ zurück. Dass es stimmungsvolle Alternativen gibt, dafür sorgen 2011 unter anderem Natasha Bedingfield, The Killers und sogar der Vater des traditionellen Zwiespalts selbst: George Michael.
Ob man es populär mag, balladesk, schnulzig oder die alternative Untermalung vorzieht, nicht nur namhafte Künstler servieren zum diesjährigen Fest ein musikalisches Schmankerl. Beatblogger hat hineingehört und gibt einen Überblick über die wichtigsten Veröffentlichungen.
Angefangen mit einem Sänger, der uns bereits 1985 seinen Evergreen „Christmas Time“ bescherte: Bryan Adams. 26 Jahre später schrieb und singt er nun „Merry Christmas“, einen urtypisch gemütlichen Song für kalte Wintertage, an denen man seinen Blick durchs Fenster in die Dämmerung richtet, während der Kamin knisternd wohlige Wärme verbreitet. Dazu gibt es ein Video mit niedlichem Filmmaterial aus dem Archiv der Adams Familie.
Klick zum Video: Bryan Adams – Merry Christmas
Nachdem im vergangenen Jahr denen dank „Hey, Soul Sister“ wiederauferstandenen Train die Ehre zuteil wurde, ihre Stimmen dem Weihnachtssong eines Herstellers von koffeinhaltigen Erfrischungsgetränken zu geben, wurde dafür nun Natasha Bedingfield engagiert. Der neue Song ist – der alte. „Shake Up Christmas“ erscheint in einer 2011er Version. Das Arrangement etwas weichgespült, Trains leicht sperrige Note durch Bedingfields Charme ersetzt und man hat eine fröhliche Pop-Nummer, die sich aufgrund des Refrains durchaus im Ohr festzusetzen vermag.
Klick zum Clip: Natasha Bedingfield – Shake Up Christmas
Der kommerziellen steht die karitative Seite gegenüber. Opus, genau, das One-Hit-Wonder mit „Live Is Life“, melden sich zurück mit einem Song zugunsten der Stiftung „Menschen für Menschen“ in Äthiopien. Wo in anderen Weihnachtstiteln vor allem Pathos dominiert, greift „Melkam Ganna – Merry Christmas!“ wirklich den lebensfrohen Geist auf, den man afrikanischen Freudentagen zuschreibt. Partytaugliche Latino-Klänge mit Percussion, Bongo und Chor erinnern an den Sound der Fußball-WM in Südafrika. Ein Festtagsgruß der anderen Art.
Klick zum Video: Opus – Melkam Ganna – Merry Christmas!
So markant das bisher Gehörte ist, es gibt auch die seichte Pop-Unterhaltung. Joana Zimmer koppelt aus ihrem Album „Merry Christmas, Miss JZ“ den Song „Our Holiday“ sowie dessen deutsche Version „In diesem Jahr“ aus. Dreht sich um eine Beziehung. Ob es dann im nächsten doch „Last Christmas“ sein darf? – Für uns in diesem Jahr auf jeden Fall Ida Corrs „Merry Christmas To U All“. Wer die Dänin eher aus Clubs kennt, wird von dieser gefühlvollen Bescherung überrascht sein. Beinahe schüchtern haucht Corr ihren Song, erwächst darin zunehmend und sorgt für den kleinen, besinnlichen Zauber zwischendurch.
Klick zur Hörprobe: Ida Corr – Merry Christmas To U All
Zur sinnlichen Einstimmung veröffentlicht ein weiterer alter Bekannter einen weiteren bereits bekannten Song: George Michael. Dessen „December Song (I Dreamed Of Christmas)“ erschien schon vor zwei Jahren. Nun kommt diese Single noch einmal auf den Markt – anders als bei seinem Wham-Evergreen völlig zu Recht. Ein Piano-Song zum Innehalten in der hektischen Vorweihnachtszeit. Zart und herzerweichend erweckt er seinen Traum zum Leben, so melancholisch, so wunderbar auch im zugehörigen Animationsvideo visualisiert.
Klick zum Video: George Michael – December Song (I Dreamed of Christmas)
Der Traum von Francisca Urio, im DSDS Finale 2007 zu gewinnen, war nicht von langer Dauer. Mit ihrer hellen, klaren Stimme war die Dame einfach zu gut für die Show. Durch ihre Ballade „It’s Christmas Time“ ruft sie sich zumindest wieder in Erinnerung. Motto-Show tauglich allemal, die große gesangliche Bühne ist es nicht. Schade eigentlich.
Klick zum Video: Francisca Urio – It’s Christmas Time
Nach dem Christmas-Comeback von George Michael kehrt in Maria Carey eine weitere Koryphäe zurück, deren „All I Want for Christmas Is You“ wohl Jahr für Jahr allgegenwärtig sein dürfte. Zusammen mit John Legend präsentiert sie „When Christmas Comes“, ein Duett zweier Größen. Das klingt gesanglich durchaus wohl, wirkt aber durchweg sehr Carey gesättigt. Vermutlich ein Grund, warum man der physischen Maxi keinen großen Vorlauf gewährt.
Klick zur Hörprobe: Mariah Carey feat. John Legend – When Christmas Comes
Besagten Klassiker hat die Gute nun im Übrigen selbst zu Grabe getragen. Ein weiteres Duett ist Schuld. Der auserwählte Partner: Justin Bieber. Dazu wurde der Turbo eingeschaltet, als würde der Leierkastenmann Amok spielen, während Carey und Bieber sich mit den Strophen abwechseln. Bis zu dieser Zeile hatte der schreibende Redakteur tatsächlich noch nichts von diesem Buben ’gehört’; der erste Eindruck bleibt, als hätte er keine Boygroup gefunden. – Aber leider Maria Carey.
Klick zum Video: Justin Bieber feat. Mariah Carey – All I Want For Christmas Is You
Madonnas Klassiker „Santa Baby“ gehört zum festen Bestandteil einer weihnachtlichen Playlist. Dafür gibt es etwas Neues von ihrer Erbin, Lady Gaga. Dazu schnappte sie sich „White Christmas“ für eine wirklich sehr besinnliche Interpretation. Bläser statt Beats, Piano, Blues und Live-Improvisation sind hier Trumpf. Dass die amerikanische Sängerin so wandelbar wie kaum eine andere ihres Levels ist, weiß man. Dass sie auch Weihnachten kann, nun ebenfalls.
Klick zur Hörprobe: Lady Gaga – White Christmas
Eine Band, an die man sich in Dezemberzeiten schon gewöhnt hat, sind The Killers. Bereits zum sechsten Mal in Folge präsentiert das Quartett um Brandon Flowers seinen Soundtrack. Nach dem schwermütigen „Boots“ kommen sie jetzt lachend daher und singen „The Cowboy’s Christmas Ball“. Howdy, das ist zündender Country-Pop! Eine sandige Schlittenfahrt ins Glück, der Weihnachtsmarkt für die ganze Familie, Geburt und Auferstehung in einem. Geschaffen aus einer Uptempo Melodie mit Gitarre, Keys und partieller Vibraphonklängen. Darauf tanzt Flowers’ beschwingter Gesang, dessen Lyrics einem Cowboy-Gedicht von 1890 entstammen, angereichert um effektive Backings und einer kurzen Bridge vor dem mehrstimmigen Finale. Funktioniert einfach. Und kommt der Aids-Hilfsorganisation „(RED)“ zugute. Bleibt abzuwarten, ob man hierzulande etwas davon mitbekommt. Noch ist kein Release geplant.
Klick zum Video: The Killers – The Cowboy’s Christmas Ball
Ähnliches gilt für Mando Diao. Als Vorbote ihres ersten Best-Of-Albums schicken sie auf jeden Fall „Christmas Could Have Been Good“ ins Rennen. Eine leicht pathetisch intonierte Pop/Rock-Nummer irgendwo zwischen „Dance with Somebody“-Mainstream und Langeweile. Vielversprechendere Alternative Ansätze bieten hingegen Emmy The Great & Tim Wheeler. Im Duett präsentieren die Londoner Singer-Songwriterin und Ashs Mastermind ihr knallbunt quirliges „Home For The Holidays“. Eine lyrische Liebelei unterm Tannenbaum als zeitgemäße Weihnachtsmusik. Wer Noah And The Whale mag, dürfte Gefallen daran finden.
Klick zum Video: Emmy The Great & Tim Wheeler – Home For The Holidays
Schwedischen Synth-Pop zum Fest spielen Serenades. Das betrifft den Titeltrack der ersten internationalen Veröffentlichung, der EP „Come Home“, des Duos. Trotz seiner grenzwertig repetitiven Eigenschaft klingt er sehr sympathisch, was das Duo zu einem interessanteren Act des nächsten Jahres machen könnte.
Klick zur Hörprobe: Serenades – Come Home
Ebenfalls aus dem Norden lassen die Dänen von Dúné ihre selbst aufgenommene sowie produzierte EP „Echoes of December“ erhallen. Im Grunde eine Sammlung ruhiger, winterlich inspirierter Songs. Die ursprüngliche Idee, einen davon pro Advent zu veröffentlichen, wurde nicht realisiert, um sie zusammen zu bewahren. In diesem Sinn wirkt „Falling Into Pieces“. Sinnliche Gitarren, Keys und – von der Band selbst zugegeben – unter Verwendung einer Drum Machine, kombinieren sich mit der ruhigen Gesangsnote zu einem entspannten Hörerlebnis.
Klick zum Live-Video: Dúné – Falling Into Pieces
Der spannendste Beitrag des Jahres, ja vielleicht das kostbarste Geschenk verbirgt sich hinter dem Namen She & Him. Das amerikanische Indie-Pop Duo kredenzt gar ein ganzes Album unter dem Titel „A Very She & Him Christmas“. Dort zeigen Sängerin Zooey Deschanel und Gitarrist M. Ward beispielsweise in „The Christmas Waltz“ eine bezaubernd gefühlvolle Darbietung. Durch in- und äußerliche Ruhe getragen, so smart und doch persönlich zugleich erreicht einen ihre verträumt-intensive Reflexion Weihnachtens.
Klick zum Live-Video: She & Him – The Christmas Waltz
Zwei weitere große Namen stammen von der anderen Seite des großen Teichs. Da wären OneRepublic. Ihre sehnsüchtige Ballade „Christmas Without You“ ist definitiv radiotauglich. Schon länger zu hören gibt es Michael Bublé. Wer sich noch an sein „Let It Snow“ erinnert, mag sich nach dieser Single im Jahr 2003 womöglich mehr davon gewünscht haben. Voilà, der Kanadier veröffentlicht mit „Christmas“ ein Weihnachtsalbum als fünftes Studiowerk. Zeitlose Klassiker in poppig gefälliger und souveräner Manier im Stile von Frank Sinatra – damit kann die Einstimmung beginnen.
Klick zur Hörprobe: Michael Buble – Christmas (Baby Please Come Home)
Weihnachten kann kommen. Demnächst übrigens noch mit Metal-Queen Doro. Ihrem Titel „Merry Metal X-Mas“ schließen sich unsere Wünsche entsprechend an. Eine frohe Vorweihnachtszeit allerseits!
Danke für die Sammlung, christian!
Auch toll: der Air Berlin Weihnachtssong:
http://www.youtube.com/watch?v=HeLYFoVE3G4
Das Besondere: alle Mitwirkenden sind Air Berlin Mitarbeiter. Tolle Aktion!