Britney Spears – Criminal
Princess Of Pop, Schlagzeilen-Queen, Skandalnudel, Erfolgssängerin – einige wenige Attribute, die die 29-jährige Britney Spears treffend beschreiben, wobei man mittlerweile vor jede Bezeichnung getrost ein „Ehemalige“ setzen darf. Denn während die rehabilitierte US-Amerikanerin zumindest in ihrer Heimat mit ihrem Album „Femme Fatale“ Erfolge wie eh und je einfährt, sieht es hierzulande eher düster aus: Sowohl der Longplayer als auch die bisherigen drei Singles „Hold It Against Me“, „Till The World Ends“ und „I Wanna Go“ floppten für ihre Verhältnisse völlig. Da scheint ein Stilwechsel à la back to the roots genau richtig zu kommen. Mit „Criminal“ legt sie nun ihren qualitativ besten Song seit langer Zeit vor.
Schon der gediegene, von Flötentönen gestützte RnB-Beat mit Folk-Elementen zu Beginn lässt es erahnen: Hier dominieren weder bleischwere Bässe noch eiskalter Electro, sondern ehrlicher und schnörkelloser Pop Marke Spears. Als besonders eingängig erweisen sich die sanfte Gitarrenmelodie sowie die fragil und mit Herzschmerz vorgetragenen Strophen, in denen die Sängerin klar unter Beweis stellt, dass ihre Stimme zu dieser Art von Musik einfach viel besser passt als zu hektischen Dance-Nummern. Auch die Lyrics werden durch die vorherrschende Soundstruktur hervorragend transportiert: Die Protagonistin verliebt sich unsterblich in einen Kriminellen und rechtfertigt sich im Refrain vor ihrer Mutter, der einerseits schuldbewusst rüberkommt, andererseits auch mit einer gewissen Kaltschnäuzigkeit ausgestattet ist. Im catchy Mittelteil flackert stellenweise noch einmal die alte Britney mit ihrer gefühlvollen Stimmfarbe auf, die sich dank des insgesamt stimmigen Arrangements jedoch zu keiner Zeit anbiedert. Einzig über das Video und dessen dargebotene Erotik bzw. Dramatik lässt sich streiten, wobei man auch hier bereits Schlimmeres gewohnt ist („Gimme More“, anyone?).
Gerade die Tatsache, dass „Criminal“ weitgehend unspektakulär daherkommt, macht den Song zu einem der stärksten ihrer Post-Totalabsturz-Ära. Schöner kann ein vertonter Herbst mit all seinen schillernden Grün- und Brauntönen jedenfalls kaum klingen. Möglicherweise kommt die grandiose Idee, die einzige Midtempo-Ballade des Albums auszukoppeln, jedoch bereits zu spät, wenn man sich die lediglich zaghafte Akzeptanz ihres neuen Electro-Sounds in Deutschland anschaut. Dass der Titel zudem nur als Download veröffentlicht wird, kann ebenfalls nicht zielführend sein. Trotz dieser eher ungeschickten Veröffentlichungspolitik bleibt „Criminal“ ein warmer und gleichermaßen emotionaler Song, der Fans wehmütig auf längst vergangene Zeiten zurückblicken lässt. Sollte es in Zukunft wieder mehr reine Popmusik von ihr geben, so wird sie zwar nicht als Reinkarnation von sich selbst als Princess Of Pop in Erscheinung treten, dafür jedoch eine Menge Herzen ihrer Anhänger und Kritiker zurückgewinnen.
4,5/5 | DL-Single
VÖ: 18.11.2011
Jive Records (Sony Music)
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Sicherlich war Britney Spears früher in Deutschland erfolgreicher, doch als Flop würde ich das Album „Femme Fatale“ dennoch nicht abstempeln. Es wurde ihr 7. TOP 10 Album in Folge!
Schade, dass keine einzige Sinlge in die TOP 20 gegangen ist. Vor allem ihre 1. Singleauskopplung „Hold It Against Me“ hätte ein Top 10 Hit werden müssen (siehe viele Länder). Doch das schreibe ich der Plattenfirma zu, das der Song in Deutschland mit Verzögerung veröffentlicht wurde und erst spät für die Charts freigeschaltet wurde.
An der Qualität liegt es sicherlich nicht: Alle 3 Singles wurden von dem Hitduo Max Martin und Dr. Luke produziert (u.a P!nk, Kesha, Flo Rida, Taio Cruz, Katy Perry, Avril Lavigne, Kelly Clarkson, Rihanna, Jessie J, ….)
Auf jeden Fall schade, dass sie bei uns nicht mehr so gut ankommt.