Angels & Airwaves – Love: Album Parts One & Two
Während sich blink-182 mit ihrem Comeback-Album „Neighborhoods“ erfolgreich zurückgemeldet haben – Platz 6 in den deutschen Album-Charts – treibt Tom DeLonge längst die nächste Veröffentlichung seines ‚Nebenprojekts‘ Angels & Airwaves voran. „Love“ entwickelt sich zu einem absoluten Multimedia-Spektakel. So erscheint ein zweiteiliges Doppelalbum – Teil eins war bereits zum Valentinstag 2010 kurzfristig gratis erhältlich – ebenso wie der dazugehörige Science Fiction-Streifen, der gute Kritiken einfahren konnte. Aber auch ohne bewegte Bilder funktioniert die Musik hervorragend, auch wenn Fans des Debüts „We Don’t Need To Whisper“ in einigen Momenten durchaus verwundert sein dürften.
Zwei CDs mit je elf Songs, knapp 109 Minuten Musik – Angels & Airwaves machen keine halben Sachen. „Love Part One“ beginnt, nach einem kurzen Intro, verträumt. Der Blick bei „The Flight Of Apollo“ schweift in die Ferne, rockige Breaks sind spärlich gesät und leben vor allem von Atom Willards peitschendem Drumming. Besser bekannt sind wohl die Video-Auskopplung „Hallucinations“, mit Euphorie überschäumend, und „Epic Holiday“ vom „Kokowääh“-Soundtrack, das luftig leicht durch progressive Space Rock-Gefilde schwebt. Diese leicht verklärte Rock-Auffassung mit Rush-Spielweise und interstellarer Romantik zeichnet Angels & Airwaves 2011 aus, wie gerade das abschließende „Some Origins Of Fire“ zeigt: verspielte Gitarrenwände, viel Liebe und ein Hauch von Härte, der DeLonges immer noch schrägen und doch weicheren Gesang entsprechend säumt.
„Love Part Two“ klingt – man kann es nicht anders sagen – jünger und frischer, was keineswegs gegen die Qualität des ersten Teils spricht. Songs wie die Single „Anxiety“ und „Surrender“ vermitteln Aufbruchsstimmung, rücken dem Debütalbum wieder eine Spur näher und kombinieren Synthi-Klänge hervorragend mit epischen Gitarrenwänden. In „Dry Your Eyes“ versteckt sich sogar ein Hauch von Punk, während „One Last Thing“ die Maschine Mensch propagiert. Ebenso hervorzuheben: das hymnische „My Heroine (It’s Not Over)“ und „Behold A Pale Horse“ mit starker 80er-Schlagseite. Das finale „All That We Are“ hingegen ist die Kirsche auf dem Sahnehäubchen, die große Ouvertüre zum Schluss, der bewegende Zusammenbruch, das majestätische letzte Aufbäumen.
Auch wenn das aktuelle blink-182-Album eine leichte Öffnung hin zu den Nebenprojekten der einzelnen Bandmitglieder zeigt, ist der „Love“-Doppelschlag für Fans der erwachsen gewordenen Punks dennoch starker Tobak. Tom DeLonges Gesang passt perfekt in das Meer aus elegischen Gitarren, Keys und Synthis, Space Rock-Referenzen und Science Fiction-Erzählungen, natürlich streng einem filmischen Konzept unterworfen. Hier läuft niemand nackt die Straße hinab, hier gibt es perfekt durchdachte und arrangierte Musik im Breitwandsound mit faszinierenden Melodien im Sekundentakt; eben ein Meisterwerk, eines der letzten großen Doppelalben. Einzig das peitschende, antreibende Drumming des mittlerweile ausgestiegenen Atom Willard wird Angels & Airwaves fehlen. Dennoch: Fortsetzung folgt bestimmt.
VÖ: 11.11.2011
earMUSIC (Edel Music Distribution)
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