Spezial: CD-Verkauf online

Von Bravo-Hits, Euro-Maxis bis Alt-Metal – sobald der CD-Schrank voll ist, wandern die ausgedienten Schätzchen nicht selten in einen Karton und darin gen Keller oder Dachboden. Sofern die Chance auf Begnadigung wirklich gering ist, kann sich hingegen ein Verkauf lohnen. Früher ging es zum nächsten Flohmarkt, heute bieten sich Möglichkeiten online. Beatblogger hat potentielle Käufer verglichen – und festgestellt, wie viel die Neunziger noch wert sein können.

Dabei orientiert sich dieser Wert stark an der Zeit der jeweiligen Releases. Erreichte die Compact Disc zwischen Mitte und Ende der 1990er ihre Blütezeit, so ist der Secondhand-Markt für CDs dieses Zeitraums erwartungsgemäß eher gesättigt. Lässt man Auktions- oder Börsenplattformen einmal unberücksichtigt, sollte die Preis-Erwartungshaltung gegenüber Ankauf-Händlern im Prinzip nicht zu hoch angesetzt werden. Ein Check kann sich in Einzelfällen trotzdem lohnen. Denn entscheidend ist neben der Quantität der zum Verkauf vorgesehenen Produkte vor allem ihre Rarität. Und genau nach derart Schnäppchen ohne Zeitfaktor halten viele Online-Services Ausschau.

Secondhand Aufschwung

Tod der MusikindustrieSo trotzt der Online-CD-Flohmarkt geradezu den globalen Umsatzzahlen der Musikindustrie. Diese zeigt eine Grafik des amerikanischen „Business Insider“ vom Anfang des Jahres, basierend auf den Jahresendumsätzen, die der US-Musikverband RIAA veröffentlichte. Wie dort ersichtlich wird, sinkt der Umsatz mit physischen Tonträgern seit dem Jahr 1999 rapide, während der digitale Musikmarkt erst langsam anwächst und längst noch nicht die Lücke schließen kann, die kontinuierlich durch den abnehmenden CD-Verkauf entsteht. Ob die Musik früher einfach besser war? Nun, Geschmackssache. Dass jedenfalls nichts verstauben muss, zeigt – gemessen an der Händler-Masse – das offenbar recht attraktive Secondhand-Geschäft. Nimmt man das Auktionshaus Ebay als Milestone nun wieder hinzu, lässt sich sogar ein Zusammenhang hineininterpretieren. Der CD-Niedergang begann offenbar in dem ähnlichen Zeitraum hierzulande, als jenes Unternehmen 1999 nach Deutschland kam. (K)ein Zufall.

Verkaufskriterien

Will man als Privatmann oder -frau online eine bestimmte Menge an CDs verkaufen, stellen sich die Fragen nach bestimmten Kriterien.

  • Selektion: Nimmt ein Ankäufer direkt die gesamte Sammlung oder nur bestimmte Produkte an?
  • Wert: In welcher Preisspanne bewegen sich die Angebote?
  • Mindestanforderung: Ab welchem Ankaufswert lässt sich verkaufen?
  • Abwicklung: Wie schnell und unkompliziert erfolgt das Ganze?

Auch der Komfort eines Online-Formulars ist natürlich wichtig, schlussendlich aber kein entscheidendes Kriterium.

Auf zum Vergleich

Im Vergleich standen 10 Ankäufer. Der schreibende Beatblogger Redakteur wollte möglichst ganzheitlich mit klaren Angeboten eine wahllose Sammlung aus 72 CDs loswerden, davon 14 Alben, 24 Sampler und 34 Maxi-CDs. Darunter überflüssiger Euro-Trash zwischen DJ Bobo und Eiffel65, die Bellini-Samba-Eintagsfliege, Bravo Hits’, Ska-Raritäten von The Busters, Indie-Rock à la Ash, Metal Fehlkäufe sowie – tadaaa: Die Ministars (geschenkt 1993, da hätte aus dem Kind ja noch was werden können). Ein üble Mischung, für die es wirklich noch ein paar Euros Mitleid geben soll?

Nachdem sämtliche EANs eingelesen waren, wurden mit dieser Liste nach und nach alle potentiellen Ankäufer abgeklappert. Schnell offenbarte sich, nur zwei nehmen direkt eine ganze Sammlung. Bei allen anderen gibt es ausschließlich Angebote auf offenbar seltenere Alben, mitunter gerade ein paar Gnaden-Cent. Hier zeigt sich, welche Ankäufer das psychologische Preisspiel zwischen 0,01 und 0,10 Euro verstehen. Aber der Reihe nach: wie fielen die Angebote aus?

Der gebotene Höchstbetrag für eine Maxi-CD betrug bei den Sammlung-Käufern 1,09 Euro (Astroline – Close My Eyes, 2001). Für ein Album wurden mal 1,77 Euro geboten (Freedom Call – Live Invasion, 2004). Bei den Selektiv-Käufern wäre die genannte Maxi nur zweimal überhaupt angekauft worden. Für das genannte Album wurden maximal zwei Drittel des Betrags veranschlagt. Ernüchternde Zahlen, die dabei überwiegend dem Marktpreis entsprechen. Ein DJ Bobo ließe sich für 0,70 Euro verticken, genauso viel wie für Ash geboten wird. The Busters blieben mit 1,35 Euro jedoch weit unter dem, was aktuell auf Ebay möglich scheint. Wie viel ist noch bei Samplern drin? Lange war es hier ein magerer Euro für irgendeine Club Compilation. Bis sozusagen der ganze CD Stapel abgearbeitet war. Da schlug tatsächlich ihre große Stunde: Die Ministars. Für sie sprangen 6,11 Euro raus! Das mit Abstand höchste Gebot – ab in den Verkaufskorb.

Die verglichenen Ankäufer im Überblick

Aufgrund des gesteckten Ziels lief der Verkauf schließlich auf die beiden folgenden Ankäufer hinaus: Momox.de (15 Produkte für 10 Euro) und Verkauf-deine-CDs.de (38 Produkte für rund 15 Euro). Ihre Einzelheiten sowie denen zu den übrigen Ankäufern aus dem Vergleich sind im Folgenden zusammengestellt. Die Reihenfolge entspricht dabei keiner Wertung. Die näheren Angaben zu Zeitintervallen und Zahlung etc. sind jeweils den AGBs entnommen.

Sammlung-Käufer (Klick zum Aufklappen)

Selektiv-Käufer (Klick zum Aufklappen)

Von den getesteten Ankäufern war Momox.de in der Abwicklung der schnellste, allein mit wenigen CDs kommt man in der der Regel allerdings nicht auf den Mindestbetrag. Das gelingt eher mit Verkauf-deine-CDs.de, wobei dort der Zeitraum zwischen Versand und Überweisung länger ist.

Dass die CDs für alle Ankäufer in einem einwandfreien Zustand abspielbar sein müssen, versteht sich als zentrale Bedingung von selbst. Trotz Datenfang allerorts im Internet ist eine Online-Registrierung nicht bei allen Services erforderlich. Bestenfalls nur mit den Kosten für Verpackung und denen für Ausdruck von Verkaufsbestätigung sowie Paketaufkleber, doch weder Angebotseinstellgebühren noch Versandkosten, die für den Verkäufer entweder gar nicht erst anfallen oder vom Ankäufer bei der Zahlung pauschal übernommen werden, lässt sich via Online-CD-Verkauf tatsächlich noch etwas Geld aus der Sammlung herauskitzeln. Ob mit mehr Geduld der nächste Flohmarkt mehr einbrächte? Der schreibende Redakteur freut sich in Ermangelung eines Dachbodens oder geräumigen Kellers jedenfalls, dass er den Kram einfach losgeworden ist.

Ein paar Euros waren die Neunziger ja immerhin noch wert.