Baby Universal – Live
Warum Baby Universal trotz ihrem hervorragenden, selbstbetitelten Debütalbum und der charmanten EP „Boys And Girls“ ein Geheimtipp geblieben sind, ist unverständlich. Das Quartett um Cornelius Ochs, geboren aus einem Roadtrip, versteht es Garage Rock mit leicht retrolastigen Rock’n’Roll-Sounds und sommerlichem Britpop zu vermischen, was vor allem live hervorragend funktioniert hat. Eigentlich wollte man die beiden Abschlusskonzerte der letztjährigen Tour nur für Freunde und Crew mitschneiden, hat sich allerdings doch zu einer Veröffentlichung durchgerungen. Mit Recht, denn „Live“ macht unheimlich Laune und seinem Namen alle Ehre.
Bewusst wurde der Sound relativ roh und unbearbeitet gelassen, was der Atmosphäre zu Gute kommt: Man spürt förmlich den Schweiß der Akteure, hört das Publikum mitgehen, während die Songs mit deutlich mehr Ecken und Kanten ausgestattet sind. Davon profitiert beispielsweise „Black Spider“, dessen bluesige Untertöne und bissige Gitarrenarbeit für einen kleinen Jam-Ausflug wie gemacht zu sein scheinen. Andererseits funktionieren auch eingängige, beinahe radiotaugliche Hits wie „Dance Radio“ (offensichtlich haben Mando Diao den Song immer noch nicht aufgekauft) und „A Ghost Is In The House“ in der deutlich härteren Live-Umgebung hervorragend, was an Songwriting und musikalischem Können gleichermaßen liegen dürfte.
Neben dem funkigen „Monkey Radio“ und dem verträumten Opener „Black Sun Roll“ funktionieren die beiden Woody Guthrie-Cover-Versionen am besten. „Holy Ground“ und „Dig My Life Away“ eignen sich hervorragend für ausladende Improvisationen und transportieren vor allem das große Blues-Verständnis der Babys perfekt auf Platte. Wer bei letzterem Track vor dem großen Ausbruch nicht hibbelig wird, dürfte ein hoffnungsloser Fall bleiben. Baby Universal hingegen müssen nun endlich groß werden. Nach ihrem starken Debüt widerlegen sie mit „Live“ die These, dass zu früh in der Karriere veröffentlichte Live-Platten dem kommerziellen Selbstmord gleichen. Starke, energische Platte, die alleine schon rein namentlich perfekt zu Kabumm Records passt, Knalleffekt inklusive.
VÖ: 14.10.2011
Kabumm Records (Broken Silence)
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