Evanescence – What You Want

Evanescence

Mit Comebacks ist es ja immer so eine Sache. Je länger ein Künstler bzw. eine Band von der Bildfläche verschwunden war, umso geringer ist meist die Chance, wieder an alte Erfolge anknüpfen zu können. Im Fall der amerikanischen Alternative- und Dark-Metal-Band Evanescence liegen ganze vier Jahre zwischen der letzten Single „Good Enough“ und dem Neuanlauf in diesem Herbst. Mit ihrem selbstbetitelten Album will die mittlerweile fünfköpfige Combo um Sängerin Amy Lee nach ihrem Nr. 1-Longplayer „The Open Door“ aus dem Jahr 2006 wieder in die hohen Chartsphären eindringen. Vorbote ist der energisch-experimentelle Song „What You Want“, mit dem sich die Band von einer ganz neuen Seite zeigt.

Der Titel eröffnet mit fordernden, blechernen Drums und der ersten Strophe, wenn man sie denn als solche bezeichnen kann. Mit fünf Versen und dem omnipräsenten „Do what you what you want“ fällt diese nämlich äußerst kurz, dafür mystisch und spektakulär aus. Evanescence lassen es richtig krachen und sorgen mit gleichzeitig einsetzenden Synthesizern und E-Gitarren für einen unwiderstehlichen Headbang-Faktor. Dieser wird im Chorus noch einmal massiv verstärkt und mit Pianoklängen sowie Industrial-Rock-Elementen angereichert. Thematisiert wird dabei eine Beziehung, die trotz der gegenseitigen Liebe beider Partner nicht funktionieren kann. Business as usual also. Ungeachtet dessen explodiert der Song im Mittelteil erst so richtig und bringt neben Amys faszinierendem Stimmvolumen weitere klassische Streichinstrumente mit ins Spiel. Die so entfaltete Kraft wirkt sich auch auf den abschließenden Refrain aus, der noch mal ordentlich nach vorne geht und melodisch alles aus sich herausholt. Mit einem erneuten nachhallenden „Do what you what you want“ endet der Titel höchst angemessen.

Laut eigener Aussage der Band soll das kommende dritte Studioalbum neue musikalische Richtungen einschlagen und sich von den Vorgängern deutlich abheben. Mit „What You Want“ als Leadsingle dürfte dieses Konzept bestens aufgehen. Nach zuletzt eher ruhigen und rockig-balladesken Songs wie „Lithium“ oder eben „Good Enough“ präsentiert man sich nun so energiegeladen und orchestral wie nie zuvor. Zugleich schaffen es Evanescence, den altbewährten Sound aufrechtzuerhalten und doch erfrischend anders und zeitgemäß zu klingen. Hier zeigt sich eindrucksvoll, dass eine oft genannte ‚Kreativpause‘ tatsächlich auch mal dazu genutzt werden kann, um kreativ zu sein und nicht anschließend die Trennung bekannt zu geben. Und dieser Tatsache werden die Fans mit Sicherheit in Form eines CD- bzw. Downloadkaufs gebührend huldigen.

4,5/5
VÖ: 09.09.2011
Wind-up Records (EMI Music)

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