A5 Richtung Wir – Für immer diese Stadt

A5 Richtung Wir

Musik für die Autobahn – das kennt man ja, quasi als Soundtrack für lange, anstrengende Autofahrten durch das betonierte Nirgendwo. Musik entlang der Autobahn ist jedoch ein relativ neues Konzept. A5 Richtung Wir haben sich nach eben jener Strecke vom Hattenbacher Dreieck in Hessen bis zur Schweizer Grenze in der Nähe von Basel benannt, weil die drei Bandmitglieder entlang jener verstreut sind. Musikalisch setzen sie auf angenehm unaufgeregten Indie Pop/Rock mit deutschen Texten, der angenehm an Tele und die frühen Fotos erinnert. Nach zwei EPs erscheint nun das von Kurt Ebelhäuser (Blackmail) produzierte Debütalbum „Für immer diese Stadt“.

A5 Richtung Wir begeben sich auf eine Reise über die Schnellstraßen dieser Welt, kämpfen mit Beziehungen und dem Alltag. Erste Schlussfolgerung: ‚Stuttgart, ich hasse dich‘ – so gehört in „Letzte Ausfahrt: September“, einem der stärksten Song des Debüts. Mit einem klassischen Stop & Go-Motiv rifft es sich energisch durch die Strophen, während der Refrain zwischen bittersüßer Melancholie und Aufbruchsstimmung pendelt. Die Vorabsingle „Sandburgen“ folgt überraschend spät und passt perfekt in den Albumkontext, gerade wegen den verspielten, überschäumenden Keyboard-Klängen in der Middle 8.

‚Indie Pop/Rock mit deutschen Texten‘ funktioniert zwar über weite Strecken als Überschrift für dieses Album, wird „Für immer diese Stadt“ aber keineswegs gerecht. „Du ganz allein“ erweist sich beispielsweise als Wundertüte. Fällt der Auftakt noch betont ruhig und nachdenklich aus mit einer gesprochenen Strophe, so heben A5 Richtung Wir nach zwei Minuten ab mit kehligen Vocals, einzelnen Schreien und methodischer Aggression zwischen Madsen und Turbostaat. Der Titeltrack „Für immer diese Stadt“ hingegen startet balladesk und steigert sich in bester Mogwai-Manier, während „Wie es weiter geht“ von Fernweh geplagt wird und die Gitarren laut und schmerzerfüllt aufschreien lässt.

Tatsächlich passt der Begriff ‚Wundertüte‘ perfekt auf das Debütalbum von A5 Richtung Wir. Das Schnellstraßen-lastige Trio beherrscht griffige Indie Pop/Rock-Hymnen beinahe perfekt, überrascht aber auch mit melancholischen, nachdenklichen Songs, eindringlichen Spoken-Word-Passagen und beinahe punkigen Ausbrüchen purer Verzweiflung. „Für immer diese Stadt“ ist eine lebhafte Auseinandersetzung mit (post-)urbanen Lebensweisen, zwischenmenschlichen Baustellen und dem Geschwindigkeitsrausch gen Zukunft. Anders gesagt: Das vermutlich beste deutschsprachige Rock-Debütalbum des Jahre.

VÖ: 09.09.2011
Modern Post Records (New Music Distribution)

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