Jono McCleery – There Is
Zeit für einen weiteren großartigen Songwriter: Jono McCleery tauchte vor drei Jahren mit seinem komplett in Eigenregie veröffentlichten „Darkest Light“ erstmals auf, tourte mit Fink, Jamie Woon und dem viel zu früh verstorbenen Gil Scott-Heron, und hat sich nun ein Plätzchen zwischen José González und James Blake erkämpft. Der Brite ist kein klassischer Singer/Songwriter, sondern vermischt akustische Klänge und Folk-Elemente mit Soul und ein wenig Post-Dubstep. Sein Counter Records-Debüt „There Is“ birgt so manche Überraschung, etliche Übersongs und eine beeindruckend geschmackvolle Coverversion eines großen Hits.
„Fears“ eröffnet das Album verdammt smooth, lässt McCleerys kraftvolle, warme Stimme zu schlichten Drumloops und dezenten elektronischen Spielereien – ein Hauch Post-Dubstep eben – erklingen, Stop & Go inklusive. Klingt urban, klingt seiner Zeit voraus wie auch das folgende „Garden“, bereits als Download-Single veröffentlicht. Diese fünf Minuten lange Tour de Force präsentiert sich überraschend schnell und forsch, zumindest rhythmischer Natur. Gesanglich mag es der Londoner eher entspannt und zurückhaltend, zeigt sich gerade zum Ende hin von seiner souligen Seite. Ebenfalls bereits vorab ausgekoppelt: „Wonderful Life“, im Original von Black. Rumgekommen ist eine überaus geschmackvolle Coverversion mit runderneuerter Gesangsmelodie, entspannten Electro-Klängen und Piano zur Untermalung. Reduziert und – man darf diesen ausgelutschten Begriff gerne erneut aufgreifen – verdammt cool.
Im Prinzip ist nach drei Songs alles gesagt, doch abschalten sollte man deswegen keineswegs. „Tomorrow“ gibt sich betont unkonventionell: Bei einer Spieldauer von knapp sieben Minuten, setzt der Gesang erst nach weit über der Hälfte ein, passt sich den nachdenklichen Pianoklängen – ein Hauch von After Hour weht durch die Boxen – sympathisch an. „Stand Alone“ reist – Loops hin oder her – in längst vergangene Jahrzehnte zurück mit dezentem Musicbox-Flair, während das Interlude „Raise Me“ sogar Spuren von Gospel in sich trägt und sich „Home“ sowohl für einen Gilles Peterson-Einsatz, als auch für ausgiebige Remix-Tätigkeiten anbietet. Einzig „The Gymnopedist“ ist verzichtbar – vier Minuten Ad libs in Kopfstimme zu einer post-modernen Unchained Melody, die der stark an James Blake erinnernde Rausschmeißer „She Moves“ jedoch schnell vergessen lässt.
Was sich auf „There Is“ abspielt, kann einen durchaus zu Begeisterungsstürmen hinreißen. Es beginnt bei Jono McCleerys herausragender Stimme: Souliger und weicher geht es kaum, gerade im Singer/Songwriter-Bereich, gepaart mit klassischen Folk-Vocals. Gitarre und Piano harmonieren hervorragend miteinander, die Drum-Loops und Samples bereichern die Songs und erinnern stellenweise tatsächlich an die aktuell angesagten Post-Dubstep-Klänge. Dazu hat McCleery fantastische Songs („Garden“, „She Moves“, „Fears“) am Start und versteht es gekonnt, einem längst tot gehörten Klassiker neues Leben einzuhauchen („Wonderful Life“). Anders gesagt: Eines der besten (Post-)Singer/Songwriter-Alben des Jahres, Jono McCleery steht gemeinsam mit James Blake und Ben Westbeech für die perfekte Melange aus klassischen Acoustic-Klängen und elektronischen Einflüssen.
VÖ: 02.09.2011
Counter Records (Rough Trade Distribution)
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