Jonathan Jeremiah – A Solitary Man
Eine der fantastischsten Soul- / Folk-Stimmen der letzten Jahre setzt zum Landeanflug in Deutschland an. Jonathan Jeremiah hat sich sein Debütalbum hart erarbeitet, quälte sich durch Nachtschichten im Sicherheitsdienst der Londoner Wembley Arena, um sich die Musiker des Heirtage Orchestra leisten zu können, produzierte und mischte alles selbst ab, gab einzig die Arrangierung der Streicher aus der Hand. „A Solitary Man“ klingt keineswegs nach harter Arbeit, sondern nach der Verwirklichung eines Lebenstraums und lebt von beeindruckend großartigen, reifen Songs.
Das Ab- und Einarbeiten des Orchesters hat sich gelohnt, wie bereits der Opener „If You Only“ beweist. Jeremiah und seine Gitarre scheinen weitestgehend alleine sein, doch nach und nach drängen sich die symphonischen Anteile in den Vordergrund, ergänzen den warmen Bariton des Briten hervorragend. Ihren großen Auftritt haben die Herren in „See (It Doesn’t Bother Me)“, das ein wenig am Big Band-Sound kratzt und so manchen jazzigen Jamiroquai-Songs ordentlich einheizt. Irgendwo zwischen Bond-Soundtrack und gefühlvoller Zeitreise blüht Jonathan Jeremiah vollends auf. Beinahe meint man den beschwerlichen Weg zu hören, den er für die Aufnahmen dieses Albums gehen musste.
Was jedoch nicht zu unterschätzen ist: Hinter der symphonischen Ebene verstecken sich verdammt gute Songs. „That Same Old Line“ wurde kurioserweise von einem Fantasyfilm aus den 1980er Jahren inspiriert. Jeremiah stellt sich hierfür einen Hofnarr vor, der dem König, der Ärger mit seiner Königin hat eben jene Zeile „just tell her that same old line, like you used to“ zuflüstert. Die Single „Happiness“ ist die perfekte Bühne für den zarten Soul, der dem Briten angeboren zu sein scheint, während „Never Gonna“ an eine frühe, italienische Song Contest-Nummer erinnert. Im Rausschmeißer „All The Man I’ll Ever Be“ taucht er sogar tief in die Ratpack-Welt ein – leidenschaftlich wie charmant, authentisch wie beseelt.
Tatsächlich klingt „A Solitary Man“ keineswegs nach einem Debütalbum, sondern eher nach einem Veteran, der gerade seinen zweiten Frühling genießt. Das Zusammenspiel von Orchester und Bariton bewegt, der Hands-on-Approach von Jonathan Jeremiah macht sich bezahlt. Jede Faser eines jeden Songs klingt voll und ganz nach ihm, man hört den Tracks einen gewissen Reifeprozess an und folgt dem Briten mit einer gewissen Begeisterung und Bewunderung auf seiner Zeitreise zwischen Soul, Swing, Big Band, Folk und Ratpack – faszinierend von der ersten bis zur letzten Sekunde.
VÖ: 12.08.2011
Island Records (Universal Music)
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