Admiral Black – Phantasmagoric
Mit seiner Band Humanzi schien Shaun Mulrooney kurz vor dem Durchbruch zu stehen. Die irischen Kritikerlieblinge wurden mit dem prestigeträchtigen Meteor Award ausgezeichnet, der bereits Größen wie U2 und My Bloody Valentine verliehen wurde. Vom Musikbusiness enttäuscht, ging es über die USA nach Berlin, wo die Herren mittlerweile residieren. Hier kommt nun Produzent Earl Harvin (Air, Tindersticks) ins Spiel, der sich mit Mulrooney anfreundete und – abseits vom Bandalltag – ein Album unter dem Pseudonym Admiral Black einspielte. Auf „Phantasmagoric“ widmet Mulrooney sich einer energischen Mischung aus Krautrock, Garage und Psych-Pop, die stellenweise an einen gewissen Nick Cave erinnert.
„I’ve no cash, but I want it“ – Mulrooney weiß, worauf es ihm ankommt. So lässt er sich in „Got Love If You Want It“ – unterstützt durch Harvins stoische Drums – in dreckigste Gitarren kleiden, spuckt seine Verse zu straightem Rock’n’Roll aus und windet sich in gar psychedelischen Wunderwelten. Dahinter wartet „The Worm Of The Third Sting“ – seltsamer Titel, Hitkandidat. Zumindest wenn man frühen 70s-Rock mit einem Hauch an Kraut-Witz schätzt, denn so vergleichsweise geradlinig der Song auch wirkt, so verkopft brodelt der Synthesizer im Hintergrund.
Wozu Mulrooney und Harvin tatsächlich fähig sind, zeigt „Shock Corridors“ besonders eindrucksvoll: Das Kraut kocht über, gesteuert durch Vintage-Synthis und eine schwer verzerrte Gitarre. Drums und Bass galoppieren einträchtig nebeneinander her, während die Middle-8 auf Psych-Terror setzt – „Lucy In The Sky With Diamonds“ für die Post-Britpop-Generation, quasi. Ebenso sympathisch: Das Duo bestehend aus „Crystallised“ – höchst eingängig und melodisch, in getragenem Tempo fließend – und „Madman’s Blues“, das sich erneut in die psychedelisch-krautige Ecke vorwagt und damit wie eine semi-radiotaugliche Variante des aktuellen The Happy End-Albums wirkt.
„Phantasmagoric“ klingt wie ein Befreiungsschlag der besonders melodischen Natur. Was Shaun Mulrooney unter dem ‚Admiral Black‘-Banner fabriziert, wirkt wie eine Rückgewinnung von längst verloren geglaubtem Britpop- / Garage-Territorium, betont klassisch gehalten und mit psychedelischen Krautelementen herrlich gestreckt. Entsprechend ist das Album eingängig genug, um im Alternative-Radio zu laufen, weist aber gleichzeitig ausreichend Wahnsinn für formeluntreue Hipsters auf. Dieses Projekt schreit förmlich danach, fortgesetzt werden. Für Mulrooneys geistige Gesundheit und Humanzi kann „Phantasmagoric“ nur gut sein.
VÖ: 19.08.2011
Hazelwood Vinyl Plastics (Rough Trade Distribution)
Phantasmagoric @ musicload | @ Amazon kaufen
Admiral Black @ Myspace