Simple Plan – Get Your Heart On!
Stolze zwölf Jahre umfasst die Bandgeschichte der kanadischen Rocker Simple Plan bereits. Dass in dieser Zeitspanne gerade einmal drei offizielle Studioalben veröffentlicht wurden, sorgt allerdings für einige Verwunderung. An mangelndem Erfolg kann das sicher nicht gelegen haben: Mit ihrem selbstbetitelten Album beispielsweise erreichte die Band 2008 Platz 10 der deutschen Charts und lieferte mit Singles wie „Your Love Is A Lie“, „Untitled (How Could This Happen To Me?)“ oder „When I’m Gone“ astreine Radiohits ab. Doch auch abseits des Airplay beweist die Band, dass in ihrer Musik noch weitaus mehr steckt, wie der brandneue Longplayer „Get Your Heart On!“ eindrucksvoll unterstreicht.
Gestartet wird mit einem klassischen Rocksong namens „You Suck At Love“, der mit seinen dynamischen Gitarren-Riffs und einem mitreißenden Beat den perfekten Einstieg in ein abwechslungsreiches Album liefert. So richtig die Sau rauslassen kann man bei der Pop-Punk-Bestie „Can’t Keep My Hands Off You“, für die man sich Weezer-Frontmann Rivers Cuomo ins Boot geholt hat. Besonders der energiegeladene Refrain und das krachende Schlagzeug laden hier förmlich zum Pogen ein. Für lauschigere Stunden eignet sich dagegen die Rockballade „Astronaut“, die durch starke Lyrics und eine ohrwurmverdächtige Melodie besticht. Dass den eingefleischten Fan hier natürlich keine dahinplätschernde, vor Schmalz triefende Schmonzette erwartet, dürfte sich von selbst verstehen.
Überraschender kommt da schon der Sommerhit-taugliche Chill-Out-Track „Summer Paradise“ daher, der passenderweise von Fußball-WM-One-Hit-Wonder K’naan unterstützt wird. Hier wird gute Laune en masse versprüht, wenngleich der Titel charakteristische Höhen und Tiefen ein wenig vermissen lässt. Ganz anders ist da die erste Singleauskopplung „Jet Lag“ zusammen mit Natasha Bedingfield, die besonders von der Harmonie ihrer und Bouviers Stimme lebt. Ein souveräner Mainstream-Song mit erneut hervorragendem Songtext und Arrangement. Doch auch die wahren Rockhymnen dürfen auf „Get Your Heart On!“ natürlich nicht fehlen. Diesbezüglich ist es vor allem „Gone Too Soon“, das nach zögerlichem Beginn im zweiten Teil so richtig in die Vollen geht und bei Konzerten als fulminantes Grande Finale quasi gebucht sein dürfte. Auch der Rausschmeißer „This Song Saved My Life“ fährt in eben diesem Fahrwasser, wirkt durch den Choreinsatz am Schluss jedoch ein wenig überkandidelt.
Das vordergründige Motto des neuen Simple-Plan-Albums lautet definitiv ‚Vielseitigkeit‘: Von allem ein bisschen, nur ja nicht zu viel könnte das Erfolgsrezept für einen weiteren Charterfolg sein. Die elf pfiffigen und größtenteils besonders textlich anspruchsvollen Songs bieten dem geneigten Hörer 37 Minuten puren und kurzweiligen Hörgenuss. Wer sich auf einen reinen Punk- oder Rock-Longplayer gefreut hat, wird bei einigen Titeln eventuell leicht die Nase rümpfen, für die Mehrheit der Fans sollte „Get Your Heart On!“ jedoch genau die richtige Musikmischung beinhalten. Die drei Jahre Wartezeit scheinen sich jedenfalls eindeutig gelohnt zu haben. Manchmal braucht Qualität eben seine Zeit.
VÖ: 24.06.2011
Atlantic Records (Warner Music)
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