She Wants Revenge – Valleyheart
Mit kreativer Freiheit zurück in die Zukunft: She Wants Revenge haben sich nach zwei starken Alben nicht nur von ihrem Dark Wave- / Post Punk-Gebräu losgesagt, sondern auch ihren Major-Deal aufgegeben und sich eine etwas längere Auszeit genommen. In der Zwischenzeit haben Justin Warfield und Adam Bravin ordentlich aufgestockt und eine echte Band aus dem gemeinsamen Projekt gemacht, dazu die düsteren Untertöne mit dezenten Gothic-Referenzen in einen neuen, deutlich rockigeren Sound eingepflanzt. Das Ergebnis hört auf den Namen „Valleyheart“ und ist ein echter Befreiungsschlag, der eindrucksvoll beweist, dass She Wants Revenge auch abseits von „Tear You Apart“ zu glänzen vermögen.
Justin Warfields Vocals wirken 2011 noch eine Spur kräftiger und abwechslungsreicher, wie bereits der Opener „Take The World“ beweist. Düster rocken She Wants Revenge im Midtempo-Bereich, halten über fünfeinhalb Minuten die Spannung aufrecht mit minimalistischer Instrumentierung und pointiertem Gitarreneinsatz. Erinnerungen an Archive werden wach, auch wenn die relativ eingängige Single „Must Be The One“ eher zwischen The Strokes und dem ersten Killers-Album angesiedelt ist, feine Cure-Referenzen in der Middle-8 inklusive. Das Quartett aus Los Angeles kennt seine Geschichte und liefert im Vorbeigehen einen der größten Indie Rock-Hits des Jahres – schmissiger, eingängiger Song.
Aussetzer gibt es auf Albumlänge keine, viel mehr einige größere Überraschungen. „Up In Flames“ stampft beispielsweise in bester „Tainted Love“-Manier voran und vermag mit dezenten 80er-Sounds zu punkten. „Little Stars“ demonstriert hingegen, dass der klassische, bassgesteuerte Retro-Rocker längst noch nicht ausgestorben ist. Ganz großes Kino ist jedoch „Suck It Up“ mit über sechs Minuten Spielzeit, düsterem Minimalismus und erstaunlich markanten Drums, die nach Übersteuerung riechen. Sehr schön: Ein kleines New Order-Zitat setzt sich im Finale durch, bevor „Holiday Song“ mit balladesken Elementen und melodischer Melancholie voll und ganz punktet. So könnten die Strokes heute klingen, hätten sie sich nicht in ihren aufgeblasenen Egos verloren.
Ein kurzes Resümee: She Wants Revenge sind zurück, ohne jemals weg gewesen zu sein, haben sich auf wundersame Art und Weise vermehrt, widmen sich stärker dem Rock, klingen kompakter und emotionaler, zitieren sich nach wie vor wild durch die 80er und haben ein rundes, spannendes Album gebastelt. „Valleyheart“ fließt sauber, setzt auf klassisch melancholische Trademarks und lässt die Gitarren noch stärker tanzen. Ohne Majorlabel im Hintergrund schwimmt sich das Quartett aus Los Angeles nun endgültig frei und entdeckt das Leben nach „Tear Your Apart“. Und mal ehrlich: „Must Be The One“ und „Take The World“ wird man in einigen Jahren wohl ähnlich textsicher mitsingen können.
VÖ: 22.07.2011
Eleven Seven Music (EMI Music)
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