Limp Bizkit – Gold Cobra
Kaum eine Band hat um den Jahrtausendwechsel den populären Nu Metal-Sound so geprägt wie Limp Bizkit. Unstimmigkeiten innerhalb der Band – Gitarrist und Blickfang Wes Borland stieg mehrfach aus – und der längst verstrichene musikalische Trend haben die Schöpfer von Hits wie „Break Stuff“, „Nookie“ und „Rollin'“ beinahe in Vergessenheit geraten lassen. Seit Festival-Auftritten im Original-Line-Up vor zwei Jahren ist die Rede von einem neuen Album. Und tatsächlich: „Gold Cobra“ steht nach zig Verschiebungen nun tatsächlich in den Läden. Dabei stellt sich eine entscheidende Frage – funktioniert der klassische Limp Bizkit-Sound auch 2011 noch?
„Gold Cobra“ ist das, was man gemeinhin als ‚Gratwanderung‘ bezeichnet, zwischen Killern und Totalausfällen pendelnd. Am besten funktionieren die Amis, wenn sie – wild fluchend mit der Credibility eines Käppi-tragenden 40ers – ordentlich auf die Kacke hauen. Ob „Get A Life“, „Why Try“ oder „Douche Bag“ – das alte Rezept funktioniert immer noch, so eindimensional die Texte über weite Strecken sind. Die Winner überwiegen, heißen „Gold Cobra“, „Shotgun“ oder „Walking Away“. Letzteres ist eine absolute Überraschung, eine fragile Halb-Ballade mit kraftvollem Refrain, die entfernt an „Results May Vary“ erinnert. Nicht so plakativ wie „Behind The Blue Eyes“, aber auch nicht so intensiv wie „Build A Bridge“.
Gegen Ende des Albums gehen Limp Bizkit die Ideen aus. „Autotunage“ wurde um die ‚Begeisterung‘ Dursts für Autotune konstruiert. Ist im einleitenden Skit samt „Nookie“-Referenz noch ganz putzig, als Song jedoch ebenso verzichtbar wie die Playboy-Hymne „90.2.10“ – fett angethrashtes Riff hin oder her. Auch „Killer In You“ wirkt ein wenig ziellos, was man allerdings verkraften kann. Auch die vier Bonus-Songs der Deluxe-Ausgabe sind nur bedingt essentiell. „Angels“ als balladesker Ausflug geht in Ordnung, „My Own Cobain“ und gerade der Rap-Track „Middle Finger“ mit dem hierzulande weitestgehend unbekannten Paul Wall zählen jedoch zu den absoluten Lowlights dieser Platte. Wenn schon Rap, dann „N 2 Gether Now“ oder „Rollin‘ (Urban Assault Vehicle)“.
Limp Bizkit liebt man oder hasst man – dazwischen gibt es nichts. Ähnlich verhält es sich mit „Gold Cobra“: Einige Songs sind indiskutabel, die Mehrheit geht jedoch amtlich nach vorne und überzeugt mit überraschender Intensität. Natürlich darf man – nach wie vor – nichts auf weite Teile der Lyrics geben. Granaten wie „Get A Life“ oder „Why Try“ erinnern ein wenig an „Significant Other“, der Style hat sich kaum geändert. An vergangene Großtaten kommt das neue Album freilich nicht heran, als Zeitreise mit einigen potentiellen Wellenbrechern für die kommende Tour geht „Gold Cobra“ aber vollkommen in Ordnung. Man muss sich nur die Perlen sorgfältig herauspicken.
VÖ: 24.06.2011
Interscope Records (Universal Music)
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