Anna Calvi – Desire
Für die Top 5 hat es zwar nicht gereicht, aber ihre Platzierung in der BBC Sound of 2011-Longlist hat die britische Singer/Songwriterin Anna Calvi in ihrem Vorhaben mit Sicherheit beflügelt. Von ihrem musikbegeisterten, italienischen Vater beflügelt, hat die Londonerin Musik studiert und seit Jahresbeginn ihr schlicht „Anna Calvi“ betiteltes Debüt am Start. Aktuell greift Calvi mit der zweiten Auskopplung „Desire“ auch in Deutschland an, wo man sie vor allem als Support für Nick Caves Band Grinderman kennt.
Traditionell startet der Song, erweist sich selbst höchste militärische Ehren, bevor die Drums relativ geradlinig die Strophen einleiten. Calvis kraftvolle Stimme dominiert mit all ihrer Schwermütigkeit und finsterer Energie. Tiefschwarz scheint die gute Dame zu sein, den Geist von Siouxsie Sioux zu beschwören. Überraschend versöhnlich geht es hingegen im Refrain vor sich, sehr folkig mit einem Hauch Blues und einem dezenten Omaha-Einschlag. Besonders die staubtrockene Gitarre weiß zu begeistern, während der Song nach dem zweiten Hälfte beinahe Soundtrack-artige Dimensionen annimmt, sich in höchste Höhen schraubt, nur um relativ plötzlich in sich zusammen zu fallen.
Kaum eine junge Künstlerin verkörpert authentisch klassischen Singer/Songwriter-Rock so sehr wie aktuell Anna Calvi, die gewissermaßen Suzi Quatro in ein Conor Oberst’sches Soundgewand steckt. Dazu passt auch die B-Seite „Joan Of Arc“, im Original von Leonard Cohen, und von den bedeutungsschwangeren Instrumentalflächen lebend. „Desire“ ist Radiosong und Indie-Leckerbissen gleichermaßen, spricht Folk-Liebhaber, Hipsters und Philosophen gleichermaßen an. Sympathisch düster, sympathisch energisch.
4/5 | DL-Single
VÖ: 17.06.2011
Domino Records (GoodToGo)