Jedward – Lipstick
Gut, dass es im Musikbusiness überall ein Plätzchen für Durchgeknallte gibt. So haben auch die beiden wild herumhüpfenden Flummi-Zwillinge John und Edward Grimes, besser bekannt als Jedward, ihre Daseinsberechtigung. Sie vertraten mit ihrem Song „Lipstick“ Irland beim Eurovision Song Contest 2011 in Düsseldorf und konnten einen guten acht Platz belegen – zwei Plätze vor Lena. Dabei wird den meisten wohl ihre spektakuläre und gleichzeitig verrückte Bühnenshow besonders in Erinnerung geblieben sein, wenngleich auch der Titel ein spürbares Medienecho hinterlassen hat.
Musikalisch gesehen kann man „Lipstick“ keinem Genre hundertprozentig zuordnen. Elemente aus Bereichen wie Synthie Pop, New Wave und Dance werden wild zusammengewürfelt und zu einem auf- bzw. abgedrehten Soundkonstrukt verwurstet. In den Strophen wird selbst bei der Studioversion deutlich, dass Jedward definitiv nicht die besten Sänger sind, wobei das fast eine nebensächliche Rolle spielt. Vordergründig darf man den Song getrost als Partytitel bezeichnen, der aufgrund gerne benutzter Hilfsmittel wie Lautmalerei („Ooooohooo“, „Da Da Dum“) und einprägsamen Lyrics seine Wirkung entfaltet. Groß nachdenken sollte man bei „Lipstick“ jedenfalls nicht. Zugute halten muss man ihm allerdings, dass er angenehm anders als die meisten aktuellen Dancenummern klingt und in seiner Form einzigartig ist (das darf jetzt jeder so interpretieren, wie er möchte).
Mit ihren Auftritten beim ESC haben Jedward in jeglicher Hinsicht ein Ausrufezeichen hinterlassen. Erst von den Kritikern belächelt, singt ganz Europa den farbenfroh quietschenden Bubblegum-Song mit. Die Frage ist, wie lange dieser Hype wohl andauern wird. Die Chancen stehen nicht schlecht, dass die hyperaktiven Brüder schon bald wieder in der Versenkung verschwinden, sollten da nicht noch weitere Geniestreiche in der Schublade auf ihre Freilassung warten. Mit „Lipstick“ haben John und Edward Grimes allerdings einen sicheren Hitkandidaten auf die wehrlose Menschheit losgelassen, die sich dessen Anziehungskraft wohl so schnell nicht entziehen können wird. Die Tatsache, dass der Song ohne Zweifel einen Nervfaktor^100 besitzt, dürfte dem guten Zweck hingegen weniger dienlich sein.
3,5/5
VÖ: 30.05.2011
Universal Music
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