Hugh Laurie – Let Them Talk
Denkt man an musizierende Schauspieler, so laufen einem kalte Schauer über den Rücken, gerade wenn Russell Crowe und Kevin Costner vor seinem geistigen Auge sieht. Lobenswerte Ausnahmen wie Juliette Lewis und Jared Leto bekommen nun Hugh Laurie an die Seite gestellt, der als zynischer TV-Arzt House ein komplettes Genre revolutioniert hat. Nur wenige wissen jedoch von seinen beachtlichen Fähigkeiten als Gitarrist, Sänger und Pianist, die er auf seinem ersten Soloalbum „Let Them Talk“ zur Schau stellt. Dabei geht es aber keineswegs um zeitgenössischen Pop/Rock, sondern um eine Reise durch die Blues-Welten der US-amerikanischen Südstaaten mit starkem New Orleans-Einschlag.
Laurie covert sich durch das Who-is-who der Deep South Blues-Szenerie und spielt damit eben jene Songs, mit denen er aufgewachsen ist – Fans britischen Humors werden vereinzelte Kostproben seines musikalischen Talents aus ‚A Bit of Fry & Laurie‘ kennen. Der mit einer Spieldauer von über sechs Minuten episch anmutende Opener „St. James Infirmary verneigt sich tief vor Louis Armstrong. Das lange Piano-Intro dient für Laurie als bequemer Einstieg, bevor er sich durch diese beseelte Blues-Nummer spielend leicht manövriert. „You Don’t Know My Mind“, die erste Single, wirkt hingegen geradlinig und klassisch, dem Genre in tiefstem Ursprung verbunden.
Aus dem Rahmen fällt „Swanee River“ von Ray Charles, das Laurie als Kind von seiner Klavierlehrerin beigebracht bekam – eine auf gewisse Art und Weise berührende Reise in die Kindheit des Engländers. Der Kreis schließt sich hier sozusagen. Ganz groß sind die mit Bibelthemen gesegneten Songs „Joshua Fit The Battle Of Jericho“ (der ’nackteste‘ Song des Album in punkto Arrangement) und das verhältnismäßig verspielte „The Whale Has Swallowed Me“ mt seinem ausgedehnten Instrumentalteil, während „Whinin‘ Boy Blues“ Fingerpicking vom Feinsten in sich birgt. Kurz vorm Ende taucht auch noch die unverkennbare Stimme von Sir Tom Jones in „Baby, Please Make A Change“ auf – der prominenteste Gast auf Lauries Solodebüt.
„Let Them Talk“ ist ein überaus interessantes Songbook geworden, das von Hugh Lauries ausgereiftem Blues- und New Orleans-Verständnis zeugt, ihn als ausgewiesenen Musikliebhaber präsentiert. Ungewöhnlich ist es vor allem seine bestens bekannte Stimme im gesungenen Wort zu hören – unverkennbar und doch irgendwie anders, gerade für Fans seiner schauspielerischen Ergüsse eine nicht zu verachtende Hürde. Man muss jedoch dringend unterstreichen, dass der Brite sein Handwerk absolut beherrscht und mit seinem Ausflug in die Musikwelt im Albumformat durchaus zu überraschen weiß. Schönes, angenehm fließendes Ding.
VÖ: 29.04.2011
Warner Music
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