Milchbar Seaside Season 3 – compiled by Blank & Jones

Lounge-Sampler gibt es wie Sand am Meer. Schnell einen Sonnenuntergang aufs Cover drucken, austauschbare Plätschermusik auf ein bis zwei Silberlinge pressen – fertig ist das Produkt. Dass es auch anders geht, zeigen Blank & Jones, deren Name auf dem Compilation-Markt fast schon so etwas wie ein Gütesiegel ist (man denke nur an die exzellente „Chilltronica“-Serie). Bei „Milchbar Seaside Season“ steht nun zum dritten Mal der Soundtrack für die Nordseeinsel Norderney auf dem Programm.

Zunächst sorgen Blank & Jones mit „From N’Ney With Love“ für einen erwartungs-gemäßen Einstieg: meditatives Meeresrauschen und die sonnigen Klänge einer Akustikgitarre. Die Standardzutaten sozusagen, aber eben genau richtig um in Stimmung zu kommen. Wenn dann bei „Amber Sky“ die federleichte Stimme von Samantha James ins Spiel kommt, ist man endgültig in der „Milchbar“-Atmosphäre angekommen. Überrascht wird der ein oder andere sein, dass auch die Dancefloor-Dänen von Infernal vertreten sind. Der chillige Bliss Mix zu ihrem frühen Werk „Serengeti“ ist mit afrikanischen Ethno-Vocals ein echtes Highlight, das mit „From Paris To Berlin“ nichts gemein hat. In die Kategorie ‘Geschmackssache’ fällt hingegen Nenas 80er-Oldie „Lass mich dein Pirat sein“. Das angestaubte Arrangement samt Saxophon, die polarisierende Stimme – nicht jedermanns Sache. Dennoch: Man kann der Nummer ihren verträumt-maritimen Charme einfach nicht absprechen.

Interessant ist es zu beobachten, wie der Sound von „Milchbar 3“ mit zunehmender Spielzeit spürbar grooviger wird und ungefähr ab Track zehn sogar eine gewisse Tanzbarkeit entwickelt. Mit anderen Worten: Über die meist minimalistische Untermalung fürs lethargische Sonnenbaden geht ein Großteil der Tracks ganz klar hinaus. Pochills mediterranes, aber durchaus beatlastiges „Violet Theme“ etwa, oder „Higher Than The Stars“ von der New Yorker Indie-Truppe The Pains Of Being Pure At Heart im hypnotischen Remix von Saint Etienne. Nicht zuletzt sind auch die beiden weiteren Eigenproduktionen von Blank & Jones vergleichsweise flott: „Miracle Man“ (mit „Café del Mar“-Ikone Cathy Battistessa) kennt man bereits von „Relax Edition Five“, während das 70s-Disco-inspirierte „Pura Vida“ (mit US-Sänger Jason Caesar) ein exklusiver Vorbote auf die für Sommer angekündigte sechste Ausgabe ist.

Selbstverständlich erfindet die dritte „Milchbar“-Ausgabe die allsommerlichen Lounge-Kopplungen nicht neu. Dank Blank & Jones ist die Titelauswahl jedoch – wieder einmal – ausgesprochen gelungen. Die sechzehn Tracks sind stimmungsvoll, gut aufeinander abgestimmt und trotzdem erfreulich abwechslungsreich. Von entspannter, aber eben nicht einschläfernder Chill-Out-Musik bis hin zu tanzbarem Beach-House in der zweiten Hälfte wird in siebzig Minuten eine beachtliche Vielfalt präsentiert. Ein durchweg feine Zusammenstellung also, die mit ihrem Hardcover übrigens auch optisch überzeugen kann. Und das sogar ohne Sonnenuntergang.

VÖ: 15.04.2011
Soundcolours (Soulfood)

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