Kellermensch – Moribund Town

Kellermensch

Deutsche Begriffe in Fremdsprachen wirken meist ein bisschen sperrig – siehe Kindergarten oder Sauerkraut. Mit Kellermensch wurde man bislang allerdings nicht konfrontiert. Dabei handelt es sich keineswegs um einen Euphemismus für Josef Fritzl, sondern um eine der interessanten Rock-Newcomer-Bands dieses Jahres. Eigentlich hat das 2006 im dänischen Esbjerg gegründete Sextett – der Name entstammt der deutschen Übersetzung eines Werks Dostojewskis – das selbstbetitelte Debütalbum bereits vor zwei Jahren in Eigenregie veröffentlicht, doch hierzulande ist es erst Ende Juni soweit. Die Vorabsingle „Moribund Town“ verkürzt die Wartezeit erfolgreich und macht Lust auf mehr.

Kellermensch zelebrieren einen Sound, den es in dieser Form und Mischung bislang nicht gegeben hat. Tieftrauriger Rock mit Indie-Schlagseite und von persönlichen Tragödien geprägten Texten trifft auf Metal-taugliche Growls und brutale Ehrlichkeit. „Moribund Town“ wirkt über seine gesamte Spieldauer wie kurz vor dem Abflug stehend, webt in den Refrain geschickt kurze Growl-Passagen ein und groovt in den Strophen. Erinnert ein wenig an Arcade Fire vs. Joy Division vs. Isis vs. Kaizers Orchestra, wenn man so will – riffgesteuert, Testosteron beladen und schmerzhaft in seiner emotionalen Reinheit.

Aber auch die B-Seiten haben es in sich. Der Non-Album-Track „Dirt In The Ground“ (ein Tom Waits-Cover) wird von stakkatoartigen Attacken, dissonanten Riffs und einem Hauch von Melodie im Refrain geprägt, während „30 Silver Coins“ die Seemannsorgel von Modest Mouse neben klassisches Cure-Material steht – catchy und nachdenklich. Kellermensch debütieren hierzulande mit dieser streng limiterten Single – ansonsten auch digital erhältlich – überaus ansehnlich. Die Zeichen für das mit Verspätung erscheinende Debüt stehen auf Sturm. Außerdem wird bereits an neuem Material gearbeitet. Gut so.

4/5
VÖ: 29.04.2011
Vertigo Berlin (Universal Music)

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