Foo Fighters – Wasting Light
„Wheels“, der vielleicht schwächste Song der Foo Fighters, dürfte als Wendepunkt in die lange Geschichte der Alternative Rock-Veteranen eingehen, markierte der MOR-Song doch die Mini-Reunion von Dave Grohl und Produzent Butch Vig, die vor zwei Dekaden gemeinsam Nirvanas „Nevermind“ aufgenommen haben. Mehr Garagen-Feeling, mehr Härte und mehr ursprünglichen Charakter hat das Quintett um Gitarren-Comebacker Pat Smear angekündigt und enttäuscht auf dem mittlerweile siebten Studioalbum „Wasting Light“ in keiner Sekunde.
Von der rohen Energie, die man von Garagen-Aufnahmen erwartet, hört man jedoch freilich wenig, auch wenn „Wasting Light“ in seiner Gesamtheit deutlich energischer und druckvoller wirkt. „White Limo“ passt am ehesten zum ursprünglichen Charakter der neuen Platte: Grohl schreit, man fühlt sich an die Alternative Metal-Klassiker der 90er erinnert. Außerdem übernimmt Lemmy im überaus schrägen Video die Hauptrolle – besser geht’s nicht. Auch gewisse Riffs von „Back & Forth“ lassen sich in der Heimproduktion verankern, auch wenn der Refrain natürlich als typischer Foo Fighters-Ohrwurm durchgeht. Dennoch: Gerade die Rückkehr von Pat Smear macht Laune, die Gitarrenarbeit wirkt noch eine Spur packender und direkter.
Natürlich haben die Foo Fighters Hits en masse am Start, die dieses Mal Namen wie „Rope“ (erste Single und waschechtes Riffmonster), „Dear Rosemary“ (mit einem Gastauftritt von Hüsker Dü-Gitarrist Bob Mould), „These Days“ (die obligatorische, klassische Foo-Hymne) und „Walk“ mit seinem monströsen Mittelteil. Eingeleitet vom mörderisch treibenden „Bridge Burning“ macht sich „Wasting Light“ also auf zu einem absoluten Klassiker im Repertoire der Alternative Rock-Legenden zu werden. Was noch fehlt? Krist Novoselic, der mit seinem Beitrag am Tieftöner das angenehm schmerzende „I Should Have Known“ – die Lyrics mit dem nachdenklichen Höhepunkt ‚I can not forgive you yet‘ wurden wohl von der Erinnerung an Kurt Cobain inspiriert – die Mini-„Nevermind“-Reunion perfekt macht.
In seiner Gesamtheit ist „Wasting Light“ ein stimmiger Muskelprotz, der ein wenig an die Glanzzeit von „The Colour And The Shape“ und „There Is Nothing Left To Lose“ anknüpft. Natürlich klingen die Foo Fighters nicht nach einer Garagenband, nehmen aus den etwas anderen Aufnahmesessions aber mehr Energie, mehr Mut zum klassischen Riff und eine ganze Latte an Hits mit, die einmal mehr daran erinnern, warum Dave Grohl und Konsorten zu den besten Alternative Rock-Bands zählen. Ein Leckerbissen für Fans, eine vollmundig musikalische Ankündigung für die kommende Tour – willkommen zurück in absoluter Bestform.
VÖ: 08.04.2011
RCA Records (Sony Music)
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