Cargo City – Dance/Sleep
Was 2007 als Soloprojekt von Simon Konrad begonnen hat, ist mittlerweile zu einer fünfköpfigen Band angewachsen: Cargo City melden sich zurück. Dank zwei sympathischer Alben, diversen Soundtrack-Beiträgen und Live-Auftritten kennt man die Frankfurter in der Indie-Welt mittlerweile bestens. Das Streben nach Perfektion treibt sie auf ihrem dritten Album „Dance/Sleep“ zu Höchstleistungen an und – tatsächlich! – Konrad und Mitstreiter übertreffen sich auf ihrer bislang mit Abstand besten Platte ein weiteres Mal selbst.
Angefangen beim tanzbaren Titeltrack „Dance/Sleep“ – gleichzeitig auch die erste Single – gehen Cargo City in die Vollen. Gesteuert von relativ simplen Gitarrenklängen und einer monströsen Synthie-Konstruktion pushen sich die Herrschaften gen charmanten Refrain, der mit seiner Eingängigkeit keine Gefangenen macht. Es ist dies so ziemlich der einzige Single-Kandidat, auch wenn man „All That You Need“ mit ein wenig Bauchweh noch in diese Kategorie packen könnte, vielleicht sogar das überaus britische „Not Like Us“ in einer gekürzten Version, so schade das bei diesen fünfeinhalb grundsympathischen Minuten auch wäre.
Drei Songs en bloc sind es, die das Album von einem Charmebolzen zu einer echten Monsterplatte machen. „Let’s Fail In Love“ arbeitet mit Dissonanzen und der angenehmen Stimme von Keyboarderin Nadine Renneisen im etwas sperrigen Refrain, bevor mit „The Choir“ das absolute Highlight auf „Dance/Sleep“ folgt. Die verspielte, düstere Ballade platziert sich irgendwo zwischen Nick Cave und The Divine Comedy mit seiner genialen Mischung aus Weltschmerz, Poe’scher Lyrik und überschwänglicher Instrumentierung. Das angenehm reduzierte, beinahe comichafte „Julian“ wirkt im direkten Anschluss beinahe wie eine Karikatur, ein wenig tongue-in-cheek und überzeugt mit einer Art Augenzwinkern – quasi ein breites Grinsen, das sich nach der kathartischen Abfahrt in den Hades breit macht.
Die Begeisterung ist da, die Hypepresse aber nicht – wo seid ihr denn, ihr britischen Geier? Aber ganz ehrlich, so viel Brimborium und Aufsehen würde das zarte Pflänzchen „Dance/Sleep“ wohl eher umknicken als zu düngen. Cargo City liefern ihr bisheriges Meisterstück ab, haben in „The Choir“ einen absoluten Geniestreich gen Albummitte versteckt und zeigen sich gerade in punkto Songwriting unheimlich stark. Grandiose Platte von hinten bis vorne, sauber geschrieben, im Bandsound ein faszinierendes Erlebnis. So klingt der (Indie-)Frühling 2011.
VÖ: 15.04.2011
Rebecca & Nathan (Intergroove)
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