Between The Buried And Me – The Parallax: Hypersleep Dialogues
Kaum eine Band hat innerhalb der letzten zehn Jahre Progressive und Extreme Metal so sehr revolutioniert wie Between The Buried And Me. Das Quintett aus Raleigh, North Carolina wirft seit dem selbstbetitelten Debüt aus dem Jahr 2002 mit wahnwitzigen Releases nur so um sich. Mittlerweile ist man bei Metal Blade untergekommen, wo auch Frontmann Tommy Rogers aka Thomas Giles sein Solo-Debüt veröffentlichte. Zum Einstand erscheint die EP „The Parallax: Hypersleep Dialogues“, die sich nicht nur perfekt dazu eignet im Gespräch zu bleiben, sondern auch den Auftakt für ein wahnwitziges Konzept-Doppel bildet.
„The Parallax: Hypersleep Dialogues“ ist der erste Teil zu einem konzeptuellen Doppelschlag, dessen zweiter Teil in naher Zukunft in Albumform erscheinen wird. Auf der EP stellen Between The Buried And Me zwei menschliche Charaktere vor, die ‚auf zwei verschiedenen, Millionen Lichtjahre voneinander entfernten Planeten leben‘ und Entscheidungen fällen, die nicht nur ihr Leben, sondern das gesamte Universum verändern könnten. Was (gewohnt) wahnwitzig und episch klingt – als ob Konzeptalben tot wären – wird musikalisch in drei schwer in Worte zu fassende Songs umgesetzt, die die fünf US-Amerikaner mit Sicherheit auf der Spitze ihres bisherigen Schaffens zeigen.
„Specular Reflection“ beginnt wie eine Art interstellarer Soundtrack für die Maschine Mensch, bevor die Prog-Extremisten den Knüppel auspacken und Vollgas geben. Elf Minuten lang treffen Zäsuren und angenehm ruhige, an Opeth und Rush angelehnte Parts mit hymnischen Vocals auf pure Aggression, während das Drumming von Blake Richardson Polyrhythmik in Reinkultur verkörpert. Das unwesentlich kürzere „Augment Of Rebirth“ knüpft hier an und wagt den langsamen Abstieg gen Hölle – Zirkus-taugliches Breakdown inklusive. Insgesamt aber der Dreschflegel dieser EP. „Lunar Wilderness“, mit gut acht Minuten Spielzeit quasi der ‚Radiosong‘ dieses Releases, fährt zum Abschluss schwere Geschütze ab. Ob Grindcore-Parts oder Xylophon-Action (!) – bis zum erneut interstellaren Rauschen gibt es kaum eine Verschnaufpause.
Selbstverständlich ist „The Parallax: Hypersleep Dialogues“, wie das bei Between The Buried And Me nun mal üblich ist, eine echte Herausforderung an Nervenkostüm und gängige Hörgewohnheiten. Gleichzeitig bleibt zu attestieren, dass das Quintett nie kompakter und präziser geklungen hat. Der Auftakt zu dieser Reise quer durchs Universum fällt spektakulär aus, ist von der ersten bis zur letzten Sekunde durchdacht und kratzt an den Toren zur Perfektion. Großes Kino, geniale Musiker und unbändige Vorfreude auf den zweiten Teil dieser kreativen Meisterleistung. Im extremen Prog-Sektor kommt niemand auch nur annähernd an den Wahnwitz von Between The Buried And Me heran.
4,5/5
VÖ: 08.04.2011
Metal Blade (Sony Music)
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