The View – Bread And Circuses
Schon die römischen Kaiser wussten ihr Volk bei Laune zu halten. Brot und Spiele waren ab 100 Jahre Anno Domini ein probates Mittel gegen Verdrossenheit. The View betreiben ebenfalls Massen-Unterhaltung, welche die vier Schotten zumindest im Vereinigten Königreich schon anziehen, aber unter ganz anderen Vorzeichen: unverbrauchte Leidenschaft ist das Brot, stimmiger Indie Rock die Butter, beides zusammen ihr Spiel auf „Bread And Circuses“.
Bis zu diesem dritten Album hat man sich langsam im Schatten der Babyshambles oder Primal Scream herangepirscht. Zeit, dort herauszutreten, schließlich gibt’s aus musikalischer Sicht keinen Grund sich zu verstecken. Gleichzeitig wird spielend locker die These widerlegt, dass Coverbands zeitlebens nur von den Früchten Anderer zehren. Denn ungeachtet dieses Ursprungs der Band erreichte ihr Debütalbum vor vier Jahren Platinum in UK.
Mit Beginn der ersten Zirkusnummer „Grace“ vereinnahmt die Band ihre Hörer. Der frohlockende Uptempo Song mit starker Gitarren-Line kitzelt ebenso den Bewegungsdrang, wie das farbenfrohe „Beautiful“ vor Charme um sich sprüht. Ein wohldosierter Sound erfasst wunderbar die geschmeidigen Kanten der Kompositionen, bringt Gesang, Backings und Rhythmuswerk in eine ausgeglichene Harmonie. Die Übergänge erfolgen fast fließend. Dabei mischen sich eingängige Titel wie „Underneath The Lights“ mit anfangs schwer einzuschätzenden, dann aber doch überraschenden, wie im Interlude von „Tragic Magic“.
Das schwermütige „Life“ beschreibt kurz den melancholischen Teil des Albums, das in „Sunday“ sogar einen elektronisch umgarnten Touch erfährt. Erst in „Walls“ wird es etwas sperriger, schummert sich dabei wunderbar in seine eigene Welt. Das eine, oftmals ordinäre Wort als Titel lässt kaum Rückschlüsse zu. Abgesehen vom Finale in „Best Lasts Forever“ – war ursprünglich gar als Überschrift des Albums angedacht, ehe man sich eines besseren besann und keine kurzweilige Hymne in den Fokus stellte. Sondern einfach Brot und Spiele. Deren ausgestaltete Arrangements sorgen für einen unterhaltsamen Output zündenden Indie Rocks mit populärer Attitüde. Ob The View damit schon der große Wurf gelungen ist, bleibt abzuwarten, ein weiteres vielversprechendes Album aber allemal.
3,5/5 | Album | bereits erschienen
1965 Records (Sony Music)
„Bread And Circuses“ @ musicload downloaden | @ Amazon kaufen
The View @ Home | @ Myspace besuchen
Video „Grace“: