Defeater – Empty Days & Sleepless Nights

Defeater

Neues Material von Defeater: Nach „Travels“ und der EP „Lost Ground“ erzählen die fünf Melodic Hardcore-Recken aus Boston ihre Geschichte einer amerikanischen Familie nach dem Zweiten Weltkrieg ausführlich weiter. „Empty Days & Sleepless Nights“ erscheint in zwei Teilen, die unterschiedlicher nicht sein können, und doch als musikalische Tag-Nacht-Parallele beinahe monumentale Dimensionen annimmt. Man muss nur zuhören und sich auf die Lyrics konzentrieren.

Der erste Teil – zehn Tracks bestens bekannte Melodic Hardcore-Action – bietet eine höllische Abfahrt inklusive tragischem Ende. „Warm Blood Rush“ peitscht amtlich nach vorne und bietet vor allem Sänger Derek Archambault ausreichend Ellenbogen-Freiheit. Der gute Mann scheint stets einen Schritt vom Wahnsinn entfernt, dem kompletten Zusammenbruch nahe. So zerbrüllt er das semi-akustische „Empty Glass“ genüsslich, treibt in „Waves Crash, Clouds Roll“ seine Mannen nach allen Regeln der Kunst an und vertont das plötzliche Ableben des Protagonisten in „White Oak Doors“ mit schwer in Worten zu fassender Intensität. Auch die Band bricht mittendrin ab – es ist alles gesagt, das Ende ist hier.

Besagtes Ende betrifft nur den Handlungsstrang, denn nun packen Defeater vier Akustiknummern aus, die sich grob an „Prophets In Plain Clothes“ zu orientieren scheinen. Hier scheint eine komplett andere Band am Werk zu sein, denn von Hardcore ist hier nichts zu hören. Im Gegenteil, Folk und Singer/Songwriter-Kunst geben nun den Ton an, wobei Archambault ein wenig an Conor Oberst (Bright Eyes) erinnert. „But Breathing“ und „Headstone“ klingen schmerzerfüllt und fast noch brutaler und ehrlicher als die vorangegangene, metallische Action. Man könnte sich auch J Mascis‘ brüchiges Organ hierzu durchaus vorstellen.

„Zwei Seelen wohnen, ach!, in meiner Brust“ – das berühmte Zitat aus Goethes ‚Faust‘ passt bei Defeater wie die sprichwörtliche… Dingens aufs Auge. „Empty Days & Sleepless Nights“ zeugt nicht nur von großartigem Songwriting und einem gekonnt weiter gesponnenen, intelligenten Konzept, sondern auch von Wandlungsfähigkeit, von einer Abfuhr an das Scheuklappendenken und von Mut zur Eigenständigkeit. Ob melodisch hart oder akustisch eindringlich – Defeater überbieten sich ein weiteres Mal selbst. Sky’s the limit.

VÖ: 11.03.2011
Bridge Nine Records (Soulfood Music)

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