Slag In Cullet – Splinter
Während Legenden wie Soundgarden und Alice In Chains erfolgreich zurückkehren, scheint die Schweiz Zentrum für Grunge-Newcomer zu werden. Während Navel ein wenig ziellos herumeiern, liefert Slag In Cullet mit „Splinter“ ihr zweites Album innerhalb eines Jahres ab. Qualitätsverlust und Abnutzungserscheinungen sind jedoch nicht zu kennen, denn so hart, packend, emotional und auf den Punkt kennt man das Trio gar nicht.
Wirklich neu oder anders ist „Splinter“ natürlich nicht – zahlreiche Querverweise auf Soundgarden, Pearl Jam, Nirvana, Audioslave, Hoobastank und die Frühphase von Nickelback verstehen sich von selbst, wurden aber gut umgesetzt. Andreas Rööslis aggressive, kehlige Vocals sind das unbestrittene Highlight. Ob balladesker Schmachtgesang („Believe“) oder heisere Shouts („That Way“) – Gänsehaut und Genickstarre gehen Hand in Hand in wütenden Hymnen wie „If I Had A Heart“ und „Nice To Meet You“.
„Splinter“ ist ein echtes Groweralbum, die Songs entfalten ihre volle Strahlkraft schrittweise. Bei „Tasteless Shade“ treffen Bass-Geschrubbe und schrille Gitarrenarbeit aufeinander und erklären die Dissonanz zur obersten Maxime. In „Run Away“ propagieren die Schweizer die Flucht vor den inneren Dämonen vor einer breiten Riffwand, bevor im siebeneinhalbminütigen Finale „Things That Seem So Plain“ das Kartenhaus in sich zusammenkracht. Der Track beginnt langsam, beinahe behäbig, und brennt auf kleiner Flamme. Auch hier sind mehrere Anläufe von Nöten, bevor dieses überraschend fragile Gebilde mit seinem ausgedehnten Soloteil richtig abzuheben vermag.
So energisch und leidenschaftlich Slag In Cullet auch rocken, ihr zweites Album „Splinter“ ist eine Platte für besonders Geduldige. Man muss die Songs auf sich wirken lassen, die verschiedenen Stimmungen voll in sich aufnehmen, das Material wie einen guten Wein reifen lassen. Es ist eine Flut an Emotionen, die die drei Schweizer auf ihrem zweiten Album servieren. Grunge-Rock für Liebhaber, Wut und Melodie in Reinkultur. Eine feine Sammlung großer Momente.
VÖ: 25.02.2011
Revolver Distribution Services (Cargo Records)
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