Epic Fail Vol. 6: Money Boy – Dreh den Swag auf
Talentscouts sitzen im 21. Jahrhundert überall, auch im Internet. Youtube (Leitspruch: „Dieses Video ist in deinem Land nicht verfügbar.“) ist längst zum Sprungbrett für so illustre Künstler wie Teenie-Bopper Justin Bieber und den deutschen Singer/Songwriter Jasper geworden. Die österreichische Antwort auf diese beiden Herren heißt Money Boy und ist von Beruf ‚rich nigga‘. Glaubt er zumindest. Aber spätestens seit Hosni Mubarak sind Megalomaniacs ja hoch im Trend.
Money Boy ist 29, Österreicher und will eine gänzlich neue Art von Rap entdeckt haben, die er aus einem Gefühl (natürlich ein ‚Feeling‘ – als cooler Rapper muss man mit weitestgehend sinnentleerten Anglizismen um sich werfen wie Muntadar al-Zaidi mit Schuhen) heraus gebastelt hat. Natürlich sind Ähnlichkeiten zu „Turn My Swag On“ von Soulja Boy rein zufälliger Natur. Kann ja passieren, dass zwei Lieder mit fast genau identischen Zeilen auskommen, während andere einfach mehr schlecht als recht übersetzt werden. Als ob Popstars-Rejects die Cheeky Girls ’neu interpretieren‘ würden…
Natürlich könnte man jetzt glauben, dass der gute Sebastian (ob er mit Nachnamen Meininger oder Meisinger heißt, weiß selbst sein Haus- und Hofblatt nicht) einen an der Waffel hat. Nein, nicht etwa, weil er rein namentlich der uneheliche Sohn von Manny Marc sein könnte. Es gibt sogar Fotomaterial, das diese These untermauert. Und prominente ‚Fans‘ wie Sido und Eko Fresh (mit dem er bereits ein paar Tracks aufgenommen hat), die den ehemaligen Journalisten und Kommunikationswissenschafts-Studenten (welche große deutsche Tageszeitung wohl an diese Infos gekommen ist…), die ihm die Stange halten.
Halt, hier müsste nun eigentlich ein herzhaftes ‚No Homo‘ folgen – eine von Money Boys Catchphrases, die natürlich nicht diskriminierend sein soll. In einem Interview mit rap.de erklärt er, es sei ein Spruch, den er cool fände, den die Leute feiern würden. „Mehr ist da nicht dran.“ Anderswo gibt es eine etwas ausführlichere Erklärung: „‚No Homo‘ – das sagt man, wenn etwas homosexuell interpretiert werden könnte, es aber nicht so meint. Man hat es als aufstrebender Rapper schon schwer, wenn eine breite Masse findet, er könne sich Catchphrases und Musik sonstwo hinstecken. Yo Homo.
Die Gretchenfrage bei Herrn Mei[?]inger (bring your own consonant) drängt sich nun auf: Was ist eigentlich schlimmer – die ‚Musik‘ oder das ‚Image‘? Sowohl als auch zeigt sich Money Boy generell von der protzigen und prolligen US-HipHop-Szene inspiriert, lässt 50 Cent und Soulja Boy nebenbeinander auftreten. In seinem millionenfach geklickten Originalvideo zu „Dreh den Swag auf“ zeigt er sich mit Modeschmuck, Gucci-Tuch und teuren Karren, während er viel zu laut über einen viel zu leisen Beat rappt. Natürlich ist der Beat nicht das Gelbe vom Ei (No Homo), aber alles, was diese sehr seltsamen Raps verdeckt, muss „derbe abgefeiert“ werden.
Es ist ein hartes Leben (No Homo), das unser guter Money Boy führt – vor allem dann, wenn er sich im Singsang übt. „Yeeeeeeeeeeeeeeh, aim geddin manniiiiiiiiiiiii“ – vielleicht doch ein erneuter Querverweis auf Manny Marc (No Ho… eh, whatever)? Hauptsache man versteht den tollen Text, in dem sich der nicht mehr ganz so junge Haudraufundwech damit befasst, dass eine namentlich nicht bekannte Mutter seinen ‚Cock blowt‘, nur um sich kurze Zeit später vor dem Heldendenkmal der Roten Armee einzufinden. Komisch, seit besagter Textzeile hat das Biest im Blogger einen Hänger. Woran auch immer das liegen könnte (Yo Ho…fer).
Im nun veröffentlichen ‚Club Remix‘ – Money Boy hat tatsächlich einen Majordeal an Land gezogen – werden die Raps besser in den Song eingebettet, wirken dadurch… auch nicht ansprechender. Während der Text immer noch gleichermaßen grenzdebil ist, knüpft nun auch das Video daran an. Wie schon im überaus klischeebehafteten Video zu „Stripclub“ gibt es viel nackte Haut vom Protagonisten zu sehen (No Diggity). Will man das? Muss das sein? Kann sich noch jemand an „Kunst & Krempel“ erinnern? Und vor allem: Meint er das ernst?
Ob das neue Rap-Wunderblind nun tatsächlich bierernst, wie er immer wieder beteuert, sein Ding durchzieht (insert generic homo remark here), oder es sich hierbei um ein „raffiniertes Fremdschäm-Kabarett“ handelt, bleibt offen. Beeindruckend ist jedenfalls, wie sich Money Boy selbst vermarktet (Tweets wie dieser und jener sprechen für sich) und jeden noch so negativen Artikel seinem Gefolge unreflektiert serviert. There ain’t no bad promo, huh? There’s only a bad prolo. Und mal ganz ehrlich: Den einzig wahren Swagger hat nur dieser Mann. No Homo.
„Dreh den Swag auf“ ist ab dem 4. Februar als Download-Single erhältlich. Viel Glück.
Was ne gequirlte Kacke. So ein Vollpfosten. Immer wenn jemand das Video anklickt, wird irgendwo ein kleines, süßes, putziges Ferkel getötet. Don’t do it 🙂