Helrunar – Sól

Helrunar

Wer Helrunar durch die beiden ersten Alben und speziell die 2009 neu aufgelegte Demo „Grátr“ kennt, darf sich nun auf einiges gefasst machen. „Sól“ ist ein Doppelalbum, das zwar auch in Form von zwei für sich stehenden Alben („Der Dorn im Nebel“ und „Zweige der Erinnerungen“) erhältlich ist, aber nur im Verbund wirklich Sinn macht. Zu hören gibt es eines der ambitioniertesten deutschen Black Metal-Werke der letzten zehn Jahre in jeder Hinsicht.

Nach einem kurzen Intro legt „Kollapsar“ mit beeindruckender Vehemenz in einem Meer an destruktiver Energie los. Beinahe zwei Minuten dauert dieser Wutausbruch, bevor Chants mit dezentem Pagan-Flair das Tempo drosseln. In diesem beinahe zähflüssigen Groove, der Wolves In The Throne Room zitiert, werden nur kernig aggressive Vocals eingebettet, die für Fäulnis und Verdammnis beinahe exemplarisch zu stehen scheinen. Es sind dies siebeneinhalb Minuten Weltuntergangsstimmung, die jede Nebelwand zu zerreißen drohen.

In einer ähnlichen Gangart geht es weiter mit einer Fülle an Epen. „Unter dem Gletscher“ und „Nebelspinne“ setzen den Handlungsstrang fort, überraschend mit kleinen Satyricon-Sprengseln zwischendurch, während „Tiefer als der Tag“ in der zweiten Hälfte als melodischer Prog Black-Ausflug überrascht. Genregrenzen sind längst irrelevant geworden, die Erkundung der Untiefen des Seins zur Maxime erklärt.

Ähnlich eindrucksvoll, wenn auch gelegentlich eine Spur roher gibt sich der zweite Teil der „Sól“-Serie. Gerade das bereits bekannte „Aschevolk“ – eine beinahe zehn Minuten lange Tour de Force mit Stimmen aus dem Jenseits und unheimlich aggressiven Drums – weiß zu begeistern. „Die Mühle“ trumpt mit einem angetäuschten Gitarrensolo auf, bevor im beinahe elfminütigen Titeltrack „Sól“ das schwarzmetallische Kartenhaus in sich zusammenbricht. Elemente von Opeth, Darkthrone und (im Solo) Metallica sorgen für den ultimativen Mindfuck.

„Sól“ will im Gesamten, in beiden Teilen und möglichst in einem Durchgang konsumiert werden. Die knapp 93 Minuten stellen den Gipfel von Helrunars bisherigem Schaffen dar, überzeugen in Konzept und besonders ausgefeiltem Songwriting. Wo diese schier ungreifbare Steigerung herkommt, darüber kann nur spekuliert werden. Fans von Black Metal jenseits jeglicher Genre-Scheuklappen müssen hier zugreifen. Die deutsche Antwort auf Wolves In The Throne Room? – Viel mehr ein neuer Fixstern am internationalen Schwarzheimer-Himmel.

VÖ: 07.01.2011
Lupus Lounge / Prophecy Productions (Soulfood Music)

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